Z Gastroenterol 2013; 51 - K38
DOI: 10.1055/s-0033-1352678

Das Risiko eines kolorektalen Karzinoms für Patienten mit Colitis ulcerosa – eine Single-Center-Untersuchung

M Ross 1, TM Nowacki 1, M Eveslage 2, P Tepasse 1, F Pott 1, NH Thoennissen 3, M Brückner 1, D Bettenworth 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster, Germany
  • 2Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Biometrie und klinische Forschung, Münster, Germany
  • 3Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik A, Münster, Germany

Einleitung: Epidemiologische und molekularbiologische Daten deuten auf eine erhöhte Prävalenz des kolorektalen Karzinoms (CRC) bei Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) [Eaden Gut 2001]. Jedoch schätzen neuere Studien bisher angenommene Raten als zu hoch ein [Söderlund Gastroenterology 2009].

Ziele: Ziel unserer Analyse war, das Auftreten des CU-assoziierten CRC in einem deutschen Tertiärzentrum zu bestimmen und das Risikoprofil zu charakterisieren.

Methoden: Retrospektiv wurden Daten von 435 Patienten mit histologisch gesicherter CU zwischen 2002 – 2013 ausgewertet. Die Datenanalyse erfolgte durch univariate logistische Regression. Der Einfluss klinischer Faktoren wurde durch Odds Ratios (OR) und 95%-Konfidenzintervalle (KI), die Signifikanz mittels Wald-Test geprüft.

Ergebnisse: Das mittlere Patientenalter bei CU-Diagnose war 45,7 ± 15,1 Jahre mit Manifestationsmuster 47,2% Pankolitis, 44,4% Linksseitenkolitis und 8,4% Proktitis. Die Krankheitsdauer betrug bei 56,6% der Patienten 0 – 8 Jahre, bei 21,1% zw. 9 – 15 Jahre und bei 22,2% > 15 Jahre. Ein CU-assoziiertes CRC trat bei 10 Patienten (2,3% der Gesamtkohorte) auf, wovon 6 Patienten an einer Pankolitis litten und 8 Patienten länger als 15 Jahre an CU erkrankt waren. Somit war die Erkrankungsdauer der CU deutlich mit dem Risiko eines CRC assoziiert (P= 0,004); Erkrankungsdauer von 9 – 15 Jahren: OR von 2.5 (95% KI 0,1 – 41,1), > 15 Jahre: OR von 21,1 (95% KI 2,5 – 171,3; Abb. 2). Dysplastische Polypen waren ebenfalls signifikant mit der Erkrankungsdauer verbunden (P= 0,02); bei einer Erkrankungsdauer von 9 – 15 Jahren: OR von 1.6 (95% KI 0,5 – 4,8), > 15 Jahre: OR von 4,1 (95% KI 1,7 – 10,1). Eine antiinflammatorische Medikation (5-ASA, anti-TNF-a) erzielte eine signifikante Reduktion der Häufigkeit dysplastischer Polypen und CU-assoziiertem CRC (P= 0,03, OR von 0,3, 95% KI 0,1 – 0,8; bzw. P < 0,05, OR 0,2, 95% KI 0,07 – 0.9).

Schlussfolgerung: Die in unserer retrospektiven Analyse aufgezeigte Rate an CRC widerspricht den Ergebnissen neuerer Studien und bestätigt historische Daten [Eaden Gut 2001]. Mit zunehmender Krankheitsdauer und Colitisausdehung steigt die Häufigkeit von Kolonpolypen und CRC signifikant. Hingegen bewirkt eine medikamentöse Therapie eine deutliche Risikoreduktion für Kolonpolypen und CU-assoziiertes CRC.