Z Gastroenterol 2013; 51 - K29
DOI: 10.1055/s-0033-1352669

Häufigkeit, Art und Outcome gemeldeter unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) von nicht-biologischen Medikamenten, die bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt werden: eine nationale Kohortenstudie mit Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfARM)

DC Baumgart 1, U Grittner 2
  • 1Charité, Campus Virchow Klinikum, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Germany
  • 2Charité, Institut für Biometrie und Klinische Epidemiologie, Berlin, Germany

Hintergrund: Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) werden mit einer Vielzahl konventioneller und biologischer Medikamente mit einem diversen Sicherheitsprofil behandelt. Umfassende Sicherheitsdaten aus dem klinischen Alltag, insbesondere von nicht-biologischen Medikamenten, sind kaum verfügbar.

Methoden: Wir haben alle an das BfARM gemeldeten Fälle (n = 233.000) von 1993 bis 2009 durchsucht. Die Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) betreffenden Meldungen wurden analysiert und nach Medical Dictionary for Regulatory Activities (MedDRA) Terminologie gruppiert nach system organ class (SOC), high level group term (HLGT), high level term (HLT), preferred term (PT) und lowest level term (LLT).

Ergebnisse: Wir haben 1102 Berichte die CED betreffen gefunden und uns auf die etablierten Fälle (MC = 461, 44,4% männlich, Alter 40,8 ± 17,7 SD, BMI 23 ± 5,8 SD; CU = 470, 49,6% männlich, 45,7 ± 20 SD, BMI 23,3 ± 6 SD) konzentriert. Ereignisschweregrad (MC vs. CU schwerwiegend 86/85,5%, lebensbedrohlich 10,4/11%, tödlich 5,2/5,7% und invalidisierend 2/1,7% und Hospitalierungsraten (49,2/52,3%) waren bei beiden Erkrankungen vergleichbar. Die fünf häufigsten SOC bei MC vs. CU waren: gastrointestinal disorders 36,7/30,2%, general disorders and administration side conditions 21/23,2%, investigations 17,4/17,7%, nervous system disorders 15,8/15,5% bzw. blood lymphatic disorders 15,2/15,5%). Die fünf häufigsten suspected or interacting drugs (Prozent betroffener Patienten, mediane Dosis, mediane Behandlungsdauer) waren bei MC Azathioprin (27,3%, 113 mg, 36 d), Mesalazin (11,1%, 3000 mg, 60 d), Sulphasalazin (3,7%, 3000 mg, 26 d), Mercaptopurin (3,5%, 75 mg, 21 d) und Prednisolon (2,8%, 25 mg, 7 d) sowie bei CU Mesalazin (18,5%, 2700 mg, 86 d), Azathioprin (14,0%, 100 mg, 39 d), Prednisolon (5,1%, 30 mg, 49 d), Sulphasalazin (3,8%, 1500 mg, N/A) und Mercaptopurin (3,6%, 87,5 mg, 45 d).

Schlussfolgerung: Der sehr niedrige Gesamtanteil (0,47% aller gemeldeten Berichte) in dieser 16-jährigen nationalen Kohorte erklärt sich am ehesten durch die vergleichsweise niedrige Prävalenz der Erkrankungen. Die meisten Fälle wurden jedoch in den gefährlichsten Kategorien gemeldet und unterstreichen die Bedeutung der Pharmakovigilanz bei der Therapie von CED.