Z Gastroenterol 2013; 51 - K22
DOI: 10.1055/s-0033-1352662

Können wir CED und RDS immunologisch differenzieren?

C Vonnemann 1, S Haag 1, M Trippler 1, L Poggenpohl 1, G Gerken 1, JF Schlaak 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany

Hintergrund: In den letzten Jahren haben zahlreiche Daten, zumindest bei einem Teil der Patienten mit Reizdarmsyndrom (RDS), eine Beteiligung des Immunsystems beschrieben. Wir haben kürzlich eine selektive Aktivierung des Typ I Interferon (IFN)-Systems bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und RDS identifiziert. Ziel unserer Studie war es daher, zu untersuchen, ob Patienten mit CED und RDS immunologisch in Vollblut und Mukosa-Proben, verglichen mit gesunden Kontrollen, zu differenzieren sind.

Methoden: 24 RDS (12 RDS-D, 12 RDS-O) und 51 CED-Patienten (22 Colitis ulcerosa (CU), 29 Morbus Crohn (MC)) sowie 31 gesunde Kontrollen wurden eingeschlossen. Die basale Expression der ISGs und die Expression von IFN-α,-β und -γ wurde im Vollblut und aus Mukosa-Proben mittels quantitativer real-time Analyse RT-PCR analysiert. Zusätzlich wurden PBMC von jedem Patienten durch Dichtegradientenzentrifugation isoliert und in vitro mit IFN-α (0, 100 und 1000 IU/ml für 16h) stimuliert. Die Hochregulation der ISGs wurde mittels real-time-PCR analysiert.

Ergebnisse: Während 4/6 pro-und anti-inflammatorische Zytokine (IL-6, IL-10, IL-28A, IL-28B, IL-29, TNF-α) in RDS und CED-Patienten vs. gesunden Kontrollen im Blut dysreguliert waren, waren dies nur 2/6 im terminalen Ileum oder Rektum. Dieser Effekt war hoch signifikant (p < 0,001) zwischen Patienten und Kontrollen, aber nicht zwischen RDS und CED. Es gab eine signifikante Hochregulation von IFN-γ in MC (terminales Ileum) und UC (Rektum), aber keinen Unterschied bei IFN-α oder-β zwischen RDS und CED vs. Kontrollen. Die „klassischen“ ISGs (IFIT1, ISG15 und MX1) waren zwischen Patienten und Kontrollen signifikant herunterreguliert. 13/14 Gene in RDS und CED-Patienten vs. gesunden Kontrollen waren dysreguliert. Dies war signifikant zwischen Patienten und Kontrollen (p < 0,01), aber nicht zwischen RDS und CED.

Zusammenfassung: Patienten mit RDS und CED haben eine deutliche Dysregulation auf Zytokin- und Effektor-Gen-Ebene im Vergleich zu gesunden Kontrollen. Allerdings konnten wir RDS und CED immunologisch nicht differenzieren. Weitere Studien müssen die Bedeutung der verschiedenen RDS-Subtypen und mögliche Wechselwirkungen mit affektiver Disposition (Angst, Depression) oder Co-Medikation untersuchen.