Z Gastroenterol 2013; 51 - K18
DOI: 10.1055/s-0033-1352658

Akute infektiöse Gastroenteritis und Enterocolitis: Prospektive Studie zur artdiagnostischen Wertigkeit inflammatorischer Marker

J Weh 1, C Antoni 1, C Weiß 2, P Findeisen 3, M Ebert 1, U Böcker 4
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, II. Medizinische Klinik, Mannheim, Germany
  • 2Universitätsmedizin Mannheim, Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Mannheim, Germany
  • 3Universitätsmedizin Mannheim, Institut für Klinische Chemie, Mannheim, Germany
  • 4Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Innere Medizin -Gastroenterologie und Diabetologie, Berlin, Germany

Hintergrund: Akut infektiöse Gastroenteritiden und Enterocolitiden sind ein häufiges Krankheitsbild. Die Erregerdiagnostik ist zeitaufwendig und nicht immer erfolgreich. Ziel dieser Untersuchung war es, potentiell geeignete Parameter für die Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Erregern zu identifizieren.

Patienten und Methoden: 108 Patienten wurden prospektiv in die Studie eingeschlossen: 27 Patienten mit einem bakteriellen und 30 mit einem viralen Erreger; bei 51 Patienten wurde kein Erreger detektiert. Es erfolgte die Messung von CRP und Leukozytenzahl. Die Zytokine IL-6, TNF-α, IFNα und IFNΧ wurden im Serum mittels Bead-basiertem Multiplex Immunoassay gemessen, die beiden fäkalen Marker Lactoferrin und Calprotectin mittels ELISA. Gruppenspezifische Unterschiede wurden mit dem Kruskal-Wallis-Test und U-Test überprüft. Für Laborparameter mit statistisch signifikanten Unterschieden zwischen den Gruppen erfolgte zur Beurteilung der diagnostischen Wertigkeit eine logistische Regressionsanalyse mit Erstellung einer ROC-Kurve.

Ergebnisse: Signifikant höhere Werte in der bakteriellen Gruppe als in den anderen beiden Gruppen zeigten CRP sowie Lactoferrin und Calprotectin (jeweils p < 0,0001). Die Spiegel des antiviralen Zytokins IFNΧ waren signifikant höher in der viralen Gruppe (p = 0,04). IL-6, TNF-α, IFNα und Leukozytenzahl unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Gruppen. Die beste diagnostische Wertigkeit zur Diskriminierung der zwei Erregerklassen bakteriell und viral zeigte CRP mit einer Sensitivität von 85% und einer Spezifität von 73% bei einem Cut-off von 40 mg/l. Lactoferrin und Calprotectin hatten eine Sensitivität von 63% bzw. 87% und eine Spezifität von 81% bzw. 65% bei einem Cut-off von 97 µg/g bzw. 200 mg/kg. Sensitivität und Spezifität von IFNΧ zur Identifizierung eines viralen Erregers lagen bei 67% und 63% bei einem Cut-off von 1,08pg/ml.

Schlussfolgerung: CRP und IFNΧ im Serum und die fäkalen Proteine Lactoferrin und Calprotectin könnten hilfreich bei der Erregerdifferenzierung akut infektiöser Gastroenteritiden und ENterocolitiden sein. Die Sensitivitäts- und Spezifitätsdaten sprechen für die Notwendigkeit, multiple Parameter in einen entsprechenden Algorithmus einzubringen.