Z Gastroenterol 2013; 51 - V09
DOI: 10.1055/s-0033-1352621

Post-infektiöses Reizdarmsyndrom (RDS) nach schwerer EHEC-(O104:H4)-Enterokolitis: Kohortenstudie mit prospektiver Nachverfolgung zu Häufigkeit und Risikofaktoren

M von Wulffen 1, A Lohse 2, W Broicher 3, B Riegel 3, K Fraedrich 2, P Layer 1, K Gappmayer 3, A Treszl 4, K Wegscheider 4, B Löwe 3 V Andresen 1, EHEC-IBS-HH-Gruppe
  • 1Israelitisches Krankenhaus, Medizinische Klinik, Hamburg, Germany
  • 2I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • 3Institut für Psychosomatik, Universitätsklinik Eppendorf, Hamburg, Germany
  • 4Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg, Germany

Einleitung: Bakterielle Enterokolitiden können ein RDS auslösen, wobei Dauer und Schwere der infektiösen Diarrhoe als Risikofaktoren und persistierende Veränderungen des mukosalen Immunsystems als möglicher Pathomechanismus gelten.

Im Frühsommer 2011 erkrankten in Norddeutschland in der weltweit schwersten Epidemie 3842 Patienten an dem neuen EHEC O104:H4 mit insgesamt 855 HUS-Fällen und 53 tödlichen Verläufen.

Ziele: Bestimmung der Häufigkeit eines RDS nach EHEC O104:H4 sowie prospektive Identifikation potentieller somatischer und psychometrischer Risiko-Faktoren.

Methodik: Während ihrer akuten EHEC-Erkrankung (t0) wurden 389 Patienten in 13 Hamburger Kliniken zur aktuellen EHEC-Erkrankung, psychometrischen Faktoren und Kriterien eines präexistenten RDS (Rom-III) vor EHEC befragt. Die RDS-Häufigkeit nach 6 (t1) und 12 (t2) Monaten wurde mittels Rom-III Fragebogen bestimmt und Prädiktoren eines RDS zu t2 durch logistische Regression berechnet.

Ergebnis: Von den 389 Studienteilnehmern (70% Frauen, mittleres Alter 43 ± 16) konnten 301 zu t1 und 289 zu t2 nachbeobachtet werden. Die RDS-Häufigkeit zu t0 lag bei 9,8% und somit im erwarteten Bereich der Allgemeinbevölkerung; nach EHEC stieg sie auf 23,5% (t1) bzw. 25,2% (t2) an. Diese Zunahme beschränkte sich auf die RDS-Diarrhoe und RDS-Mixed-Subtypen. Das RDS-Risiko zu t2 war erhöht bei Somatisierung (Exp(B)= 1,39; p = 0,002) und männlichem Geschlecht (Exp(B)= 14,94; p = 0,004). Ein erniedrigtes Risiko fand sich bei Fieber (Exp(B)= 0,81; p = 0,016), längerer Hospitalisierung (Exp(B)=0,497; p = 0,098) und fehlender Mesalazin-Einnahme (Exp(B)= 0,128; p = 0,053) während EHEC (Nagelkerkes R2 0,607). Dauer und Schwere der EHEC-Diarrhoe hatten keinen Einfluss.

Schlussfolgerung: In unserer Kohorte aus 389 Patienten kam es nach EHEC-O104:H4 Erkrankung zu einem erheblichen Anstieg der RDS-Häufigkeit von initial 9,8% auf 25,2% nach 12 Monaten. Entgegen früherer Studien beeinflussten Dauer und Schwere der EHEC-Diarrhoe die RDS-Entwicklung nicht, Fieber wirkte sogar protektiv. Diese Ergebnisse könnten andeuten, dass sich die immunologische Antwort des Darms und mögliche persistierende Veränderungen bei EHEC von denen anderer bakterieller Enteritiden unterscheiden.

„Leitsymptom Hauterscheinungen Falldiskussionen mit TED)“
Freitag, 13. September 2013/15:30 – 17:00/Seoul