Rofo 2013; 185 - V39
DOI: 10.1055/s-0033-1352569

Visuelle Auswahl der enddiastolischen und endsystolischen Phase bei der kardialen MRT

R Marterer 1, E Sorantin 1
  • 1Abteilung für Kinderradiologie, Universitätsklinik für Radiologie, Graz, Österreich

Zielstellung: Die Argus® Software wird zur Analyse der kardialen Funktion im Rahmen der kardialen Magnetresonanztomografie (MRT) verwendet. Bei der Untersuchung wird jeder Herzschlag vom Scanner in 25 Zeitschlitze (= kardiale MRT-Phasen) eingeteilt. Zur Evaluierung der kardialen Performanceparameter wird die enddiastolische (ED) und endsystolische (ES) Phase automatisch von der Software bestimmt. Diese Auswahl ist jedoch ein Standardprozess und so kennzeichnet die Software immer die erste Phase als ED Phase und die elfte Phase als ES Phase. Das Studienziel war die Differenz zwischen automatischer und visueller Selektion der ED und ES Phase auf zu zeigen und in weiterer Folge den Einfluss auf die kardialen Performanceparameter. Material und Methoden: 86 Patienten (35 weiblich, 51 männlich; mittleres Alter 23,7 ± 8,2 Jahre; mittlere Körperoberfläche (KOF) 1,72 ± 0,28 kg/m2) mit korrigierten angeborenen Herzfehlern wurden in diese retrospektive Studie eingeschlossen. Die Werte der ersten, originalen Auswertung mit visueller Auswahl der ED- und ES-Phase dienten als Referenzwerte (Gruppe 1). Eine zweite Analyse wurde durchgeführt unter der Annahme, dass die von der Software automatisch durchgeführte Auswahl der ED- und ES-Phase immer korrekt ist (Gruppe 2). Zur Auswertung der Ventrikelvolumina wurden alle linksventrikulären (LV) und rechtsventrikulären (RV) Konturen von der Aortenklappenebene bis zum LV-Apex und von der Pulmonalklappenebene bis zum RV-Apex manuell eingezeichnet. RV- und LV-ED-Volumen (EDV), EDV/KOF, ES-Volumen (ESV), ESV/KOF, Schlagvolumen (SV), SV/KOF und Ejektionsfraktion (EF) der Gruppe 2 wurde erneut kalkuliert und mit den Ergebnissen der Gruppe 1 mittels Student-t-Test für gepaarte Werte verglichen und die Unterschiede – sowohl absolut als auch relativ – zwischen beiden Gruppen berechnet. Ergebnisse: In 50 Prozent gab es einen Unterschied zwischen der automatischen und der visuellen Auswahl der ED-Phase sowohl für den LV als auch für den RV. In 79 Prozent war die Auswahl der LV-ES-Phase unterschiedlich und in 78 Prozent die Auswahl der RV-ES-Phase. In Gruppe 2 führte dies in beiden Ventrikel zu statistisch signifikanten niedrigeren Werten von EDV, EDV/KOF, SV, SV/KOF und EF (p < 0,001) und statistisch signifikanten höheren Werten von ESV und ESV/KOF (p < 0,001). Die relative Differenz zwischen Gruppe 1 und 2 betrug z.B. für die RV EF –24,4 ± 31,4 Prozent oder für die LV EF -20,4 ± 32,1 Prozent. Schlussfolgerung: Falls die von der Software automatisch vorgeschlagene Selektion der ED als auch ES-Phase verwendet wird, führt dies zu einer statistisch signifikanten Änderung der kardialen Performanceparameter (z.B. bei der EF um 20 – 25 Prozent) bei Patienten mit korrigierten angeborenen Herzfehlern und somit in weiterer Folge zu einer signifikanten Unterbewertung der kardialen Funktion. Daher sollte die Selektion der ED- und ES-Phase immer visuell erfolgen.