Suchttherapie 2013; 14 - P41
DOI: 10.1055/s-0033-1351647

Schlaf und Schläfrigkeit im Zusammenhang mit dem Internetnutzungsverhalten

S Steffen 1, P Peukert 1, B Wilhelm 2, T Peters 3, A Batra 1
  • 1Psychiatrische Klinik Tübingen, Sektion Suchtmedizin
  • 2Universitätsaugenklinik Tüb, STZ eyetrial, Tübingen
  • 3Augenklinik Tübingen, STZ eyetrial

Einleitung: Die vorliegende Arbeit untersuchte den Zusammenhang zwischen pathologischer Internetnutzung, Schlafqualität sowie -quantität und Tagesschläfrigkeit. Vermutet wurde ein veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus durch steigende Nutzungszeiten sowie ein, den Nachtschlaf beeinträchtigendes, erhöhtes Aktivitätsniveau, bei Computernutzung kurz vor der Schlafphase.

Methode: Untersucht wurden N = 90 Probanden. Nach Ausschluss von unvollständigen Datensätzen sowie Bildung von gematchten Paaren blieben N = 74 auswertbare Fälle, eingeteilt in eine Kontrollgruppe ohne auffällige Nutzung (N = 37), eine Gruppe mit exzessiver Computerspielnutzungszeit (≥3h/d; N = 22) und eine Gruppe mit pathologischem Score in der Compulsive Internet Use Scale (CIUS; ≥28; N = 15). Erhoben wurden Schlafqualität und Chronotyp mithilfe von Fragebögen sowie Schläfrigkeit objektiv mittels pupillographischem Schläfrigkeitstests (PST) und subjektiv nach Selbsteinschätzung. Die Schlafquantität in der Nacht vor der Untersuchung wurde retrospektiv erfragt. Das Internetnutzungsverhalten wurde mittels CIUS, Nutzungsdauer sowie genutzter Internetapplikationen eingeschätzt.

Diskussion/Ergebnisse: Signifikante Unterschiede in der Tagesschläfrigkeit nach PST zeigten sich zwischen pathologischen Nutzern und Kontrollgruppe (p < 0,05) sowie zwischen pathologischen und exzessiven Nutzern (p = 0,001). Weiterhin ergab sich ein signifikanter Unterschied bezüglich der Chronotypen; Internetnutzer waren häufiger Abendtypen (p < 0,05). CIUS-Score und PST korrelierten signifikant positiv (p < 0,001). Keine signifikanten Korrelationen zeigten sich zwischen subjektiver Schläfrigkeit und PST, zwischen subjektiver Schlafqualität und PST, sowie Onlinenutzungszeit und PST.

Schlussfolgerung: Pathologische Internetnutzer waren in der objektiven Tagesschläfrigkeitsmessung schläfriger als die beiden anderen Gruppen. Die alleinige exzessive Computernutzung (≥3h/d) führte nicht zu erhöhter Tagesschläfrigkeit. Die abhängige Nutzung erschien bedeutsamer für erhöhte Schläfrigkeitswerte, was sich in einer signifikant hohen Korrelation zwischen Internetfragebogen und Schläfrigkeitswert bestätigte. Geringe Korrelationen zwischen subjektiver Schlafqualität sowie Schläfrigkeit und objektiv erhobener Schläfrigkeit könnten darauf zurückgeführt werden, dass die Begriffe Müdigkeit und Schläfrigkeit seitens der Probanden nicht unterschieden wurden. Damit bleibt unklar, ob in der subjektiven Einschätzung Müdigkeit oder Schläfrigkeit bzw. eine Mischung aus beidem erfasst wurde.