Suchttherapie 2013; 14 - P28
DOI: 10.1055/s-0033-1351634

Tätigkeitsfeldspezifische Arbeitsbelastungen, Bewältigungsstrategien und Ressourcen von Suchthelfern

U Kuhn 1, M Klein 1
  • 1Deutsches Institut für Sucht- u. Präventionsforschung, Köln

Einleitung: Untersuchungen haben gezeigt, dass professionelle Helfer in sogenannten „High-touch“-Berufen viel häufiger Symptome emotionaler Erschöpfung und Gefühle von zunehmender Gleichgültigkeit als andere Berufsgruppen aufweisen (Pfaff & Driller 2010). So ist auch die Arbeit im Bereich der Suchthilfe eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit, die z.T. belastend, stressig und frustrierend sein kann (Fengler 2002, Durcharme et al. 2007). Diese Untersuchung hatte das Ziel, Suchthelfer aus verschiedenen Tätigkeitsbereichen zu ihren Arbeitsbelastungen, aber auch zu Ressourcen und Bewältigungsstrategien im Arbeitsalltag zu befragen.

Methode: Mithilfe von problemzentrierten Leitfadeninterviews wurden sechs im ambulanten Bereich tätige Suchthilfemitarbeiter mit dem Schwerpunkt Drogenhilfe umfassend zur Beurteilung ihrer Arbeitsbelastungen und Stressoren, zu ihren konkreten Bewältigungsstrategien und Ressourcen sowie zu Verbesserungsvorschlägen ihrer gesundheitlichen Situation am Arbeitsplatz befragt. Die qualitativen Interviews wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet (Mayring 2004).

Diskussion/Ergebnisse: Bei den Interviewten handelt es sich um fünf Mitarbeiterinnen und einen Mitarbeiter (eine Person in der psychosozialen Beratung, drei Personen aus dem Bereich niedrigschwellige Hilfen, zwei Personen aus dem Bereich Substitution). Angegebene Arbeitsbelastungen sind in erster Linie bereichsspezifisch- dabei werden im Bereich der Beratung und der niedrigschwelligen Hilfen vor allem klientenbezogene Aspekte z.B. die Nähe-Distanz-Problematik, Abgrenzungsprobleme sowie die geringen Erfolgsaussichten berichtet. Im Bereich der Substitution werden die Infektionsgefahr, die fehlende Planbarkeit des Tages und Zeitverluste durch Verwaltungstätigkeiten (Dokumentation) als belastend empfunden. Bewältigungsstrategien sind z.T. sehr individuell und reichen von berichteten Entlastungseffekten in der Supervision bis hin zu Freizeitaktivitäten. Tätigkeitsfeldübergreifend wurde als wichtigste Ressource das Team und der Austausch mit Kollegen benannt.

Schlussfolgerung: Die erlebten Belastungen und dabei vor allem die klientenbezogenen Aspekte sind ähnlich den Ergebnissen von Molnar 2012. Es hat sich gezeigt, dass die soziale Unterstützung durch das Team ein wichtiger Puffer bei der Bewältigung von Arbeitsbelastungen ist (so auch bei Kleiber 1995, Poulsen 2009, Happel 2005). Die benannten Ressourcen sind wichtige Ansatzpunkte für die Gestaltung fachkräftespezifischer Präventionskonzepte.