Suchttherapie 2013; 14 - P22
DOI: 10.1055/s-0033-1351628

Die Stabilität von sozialer Erwünschtheit bei Arbeitssuchenden mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum

K Haberecht 1, I Schnuerer 1, B Gaertner 2, U John 1, J Freyer-Adam 1
  • 1Universität Greifswald
  • 2Charité Universitäts Medizin, Robert-Koch-Institut, Berlin

Einleitung: Selbstberichte sind besonders kosteneffektiv ist und werden vor allem dann eingesetzt, wenn andere Quellen nicht verfügbar sind, z.B. zur Erfassung von Gefühlen und Gedanken. Sie bergen jedoch die Gefahr von Verzerrung, wenn Menschen versuchen, sich besonders positiv darzustellen. Die Erfassung von sozialer Erwünschtheit wird deshalb häufig genutzt, um für derartige Verzerrungen zu kontrollieren. In Studien mit höher gebildeten Teilnehmern wurde die Stabilität von sozialer Erwünschtheit bereits nachgewiesen. Bislang ist jedoch wenig darüber bekannt, wie stabil soziale Erwünschtheit in einer Stichprobe mit heterogenerer Schulbildung ist. Ziel war es, die Stabilität von sozialer Erwünschtheit bei Arbeitssuchenden mit anfänglich gesundheitsriskantem Alkoholkonsum zu untersuchen.

Methode: Mittels systematischem proaktiven Screening wurden 1,243 Arbeitssuchende mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum in drei Arbeitsvermittlungseinrichtungen rekrutiert. Die in der Studie untersuchte Stichprobe besteht aus allen Personen, die an mindestens einem der beiden Follow-ups sechs und 15 Monate nach Baseline teilgenommen haben (n = 1,094). Zu beiden Follow-ups wurde die soziale Erwünschtheit mittels Social Desirability Scale 17 erfasst. Zwei Latent Change Modelle wurden gerechnet. Modell 1 testete die Stabilität von sozialer Erwünschtheit zwischen beiden Follow-up Zeitpunkten, Modell 2 schloss mögliche Prädiktoren, wie Alter, Geschlecht und Schulbildung ein.

Diskussion/Ergebnisse: Modell 1 zeigte eine signifikante Abnahme der sozialen Erwünschtheit über die Zeit (M =-0,03, p < 0,001). In Modell 2 beeinflusste die Schulbildung die soziale Erwünschtheit marginal signifikant (b =-0,14, p = 0,06). Weitere Prädiktoren waren nicht signifikant.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen tendenziell darauf hin, dass soziale Erwünschtheit für Personen mit niedriger Schulbildung nicht stabil ist und deshalb bei Längsschnittstudien zu erwägen ist, soziale Erwünschtheit zu allen Messzeitpunkten zu berücksichtigen.