Suchttherapie 2013; 14 - P13
DOI: 10.1055/s-0033-1351619

Bindungsstile und Internetsucht

J Dyba 1, C Eichenberg 2
  • 1Köln
  • 2Sigmund Freud, PrivatUniversität, Wien

Einleitung: Die Bindungstheorie besitzt Erklärungswert für die Gestaltung sozialer Beziehungen, wobei sich im Kontext unsicherer Bindung eine Vulnerabilität für psychische Erkrankungen entwickeln kann. Im Fokus dieser Untersuchung stand der partnerschaftliche Bindungsstil im Zusammenhang mit der Nutzung des Internet. Dieses sozial-interaktive Medium dient vor allem der Kommunikation und stellt einen Beziehungsraum mit spezifischen Optionen, aber auch Restriktionen zur Verfügung. Zentrale Hypothese der Studie war, dass Personen mit unsicherem Bindungsmuster häufiger problematische Nutzungsweisen des Internet zeigen als sicher gebundene Personen. Unter Berücksichtigung potentiell sozial-kompensatorischer Mechanismen wurde untersucht, inwiefern sich Personen entsprechend ihres Bindungsstils in ihren Tendenzen zu suchtartigem Internetnutzugsverhalten, in der Nutzungshäufigkeit verschiedener Online-Dienste und ihren spezifischen Online-Beziehungsmotiven unterscheiden.

Methode: In einer Online-Befragung (N = 245 mit M = 29,6 (SD = 9,2) Jahren, rekrutiert über soziale Netzwerke und verschiedene thematische Foren) wurde ein Fragebogeninstrument eingesetzt, das neben Items zur Erfassung soziodemografischer Merkmale validierte Skalen zur Erhebung des Bindungsstils (Bielefelder Fragebogen zu Partnerschaftserwartungen – Höger & Buschkämper, 2002), der Internetsucht (Skala zum Onlinesuchtverhalten für Erwachsene – Wölfling et al., 2010) und der Online-Beziehungsmotive (Cyber Relationship Motive Scale (CRMS-D) – Wang und Chang, 2010) umfasst.

Diskussion/Ergebnisse: Die Datenanalyse bestätigt die Hypothese, dass sich im Kontext unsicherer Bindung signifikant häufiger Tendenzen zu suchtartigem Internetnutzungsverhalten finden. Dabei zeigte sich vor allem ein deutlicher Zusammenhang zum ambivalent-verschlossenen Bindungsstil. Unsicher gebundene Internetnutzer haben andere vorrangige Online-Beziehungsmotive (z.B. Anonymität in Kommunikation; emotionale Unterstützung finden) als sicher gebundene Nutzer.

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse haben therapeutische Implikationen und liefern Erkenntnisse für die Ätiopathogenese der Internetsucht.