Suchttherapie 2013; 14 - P1
DOI: 10.1055/s-0033-1351607

Striatale Responsivität während der Antizipation von Belohnung bei alkoholabhängigen Patienten

A Becker 1, M Kirsch 1, S Vollstädt-Klein 1, F Kiefer 1, P Kirsch 1
  • 1Zentralinstitut für, Seelische Gesundheit, Mannheim

Einleitung: Die Bevorzugung von Suchtreizen im Vergleich zu natürlichen Verstärkern und die verminderte Fähigkeit, nicht-alkoholbezogene Belohnung als angenehm zu erleben (reward deficiency syndrom (RDS), Blum et al., 2000, Progr Brain Res) gilt als ein wichtiger aufrechterhaltender, pathophysiologischer Mechanismus der Abhängigkeit. Dabei konnten verschiedene Studien eine erhöhte Aktivierung im ventralen Striatum bei der Verarbeitung alkoholassoziierter Reize bei alkoholabhängigen Patienten zeigen. Hingegen gibt es bisher nur wenige eindeutige Hinweise darauf, wie Alkoholpatienten nicht-alkoholbezogene Reize (z.B. monetäre Belohnungsreize) verarbeiten. Während Wrase und Kollegen (2007, Neuroimage) in Übereinstimmung mit der Annahme des RDS zeigen konnten, dass die Verarbeitung monetärer Belohnungsreize bei Alkoholpatienten mit einer reduzierten Aktivierung im ventralen Striatum einhergeht, fanden Bjork und Kollegen (2008, Neuroimage) hingegen keine Hinweise auf eine solche Veränderung. Die vorliegende Studie zielt auf eine genauere neurobiologische Untersuchung des RDS bei alkoholabhängigen Patienten. Ziel der Studie ist, mithilfe funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) zu untersuchen, inwieweit die Aktivierung und Konnektivität striataler Regionen Belohnungsverarbeitung bei Alkoholpatienten moduliert. Darüber hinaus soll die Studie eine differentielle Betrachtung der Dissoziation der striatalen Aktivierung auf unterschiedliche Stimuluskategorien innerhalb einer Stichprobe von Alkoholpatienten erlauben.

Methode: Mittels fMRT wurde bei alkoholabhängigen Patienten (n = 15) im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden (n = 15) die Reizreagibilität anhand eines Reizreagibilitätsparadigmas (Darstellung alkoholbezogener Stimuli und neutraler Kontrollstimuli) und anhand eines Belohnungsparadigmas (Antizipation von monetärer Belohnung) untersucht.

Diskussion/Ergebnisse: Entgegen der Annahme der RDS Hypothesen weisen die ersten Ergebnisse darauf hin, dass Alkoholpatienten im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden eine verstärkte Aktivierung der ventralen-striatalen Regionen auf monetäre Anreize zeigen. Weiterhin konnten wir zeigen, dass diese erhöhte striatale Aktivierung bei der Verarbeitung monetärer Belohnungsreize positiv mit der Reizreagibilität bei Präsentation alkoholassoziierter Reize korreliert war.

Schlussfolgerung: Anstatt einer spezifischen Sensitivität des Belohnungssystems auf alkoholassoziierte Reize bei Alkoholpatienten sprechen diese Ergebnisse eher für eine generell erhöhte Belohnungssensitivität hin. Genauere Analysen an einer größeren Stichprobe müssen zeigen, inwieweit diese Patienten eine Subgruppe der Alkoholpatienten bilden.