Einleitung: In Industrieländern gibt es eine hohe Prävalenz von riskantem Alkoholkonsum und Alkoholabhängigkeit;
in Deutschland allein betreiben 6 Millionen Menschen riskanten Alkoholkonsum. Besonders
kritisch ist dabei zu sehen, dass riskanter Alkoholkonsum oft bereits im Jugendalter
bzw. jungen Erwachsenenalter auftritt. Gerade in dieser Altersspanne können wesentliche
neuronale Veränderungen durch den Alkoholkonsum beobachtet werden, welche mögliche
Risikofaktoren für die Entstehung einer Alkoholabhängigkeit dargestellen können. Der
Fokus liegt hierbei auf veränderten Lernmechanismen und deren neuronalen Korrelaten.
So wird angenommen, dass Abhängigkeit ein erlerntes Verhaltensmuster ist. Dabei spielen
vor allem instrumentelle Konditionierungsprozesse sowie drogen- und stressspezifische
Wirkungen auf (u.a. glutameterge und dopaminerge) Transmittersysteme, die für belohnungsabhängiges
Lernen enkodieren, und deren Auswirkung auf neuronale Vorgänge eine wichtige Rolle.
Methode: Im Rahmen der bizentrisch an der Charité und dem Universitätsklinikum Dresden durchgeführten
Studie „Learning in Alcohol Dependence“ (LeAD, www.lead-studie.de) werden mittels
funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) Lernmechanismen untersucht, die der
Entstehung eines riskanten Trinkverhaltens zugrunde liegen können. Neben einer intensiven
diagnostischen Untersuchung werden Impulsivität, genetische Marker und die Familiengeschichte
bezüglich der Alkoholabhängigkeit erfasst. Außerdem werden während der fMRT-Messung
Lernmechanismen untersucht, wobei sowohl klassische als auch instrumentelle Konditionierungsprozesse
und deren Transfer und modellfreies sowie modellbasiertes Lernen erhoben werden. Um
den Einfluss dieser Risikofaktoren auf die Entstehung der Alkoholabhängigkeit zu erfassen,
werden wir 18-jährige Männer mit hohem versus niedrigem Alkoholkonsum prospektiv über
einen Zeitraum von drei Jahren untersuchen.
Diskussion/Ergebnisse: Es werden erste behaviorale und neuronale Pilotdaten vorgestellt und diskutiert,
die einen Hinweis auf Unterschiede im Konditionierungslernen zwischen Jugendlichen
mit gefährlichem Alkoholkonsum und solchen mit gesunden Trinkverhalten aufzeigen.
Schlussfolgerung: Im Rahmen der LeAD-Studie werden prädisponierende Faktoren für die Entstehung einer
Alkoholabhängigkeit weiter aufgeklärt: Dies kann zur Verbesserung einer zielgerichteten
Prävention beitragen. Dadurch ergeben sich wesentliche Aspekte um, insbesondere in
der Altersgruppe der Adoleszenten und jungen Erwachsenen, die Prävalenz und Schwere
der Alkoholabhängigkeit zu senken.