Z Gastroenterol 2013; 51 - K10
DOI: 10.1055/s-0033-1351177

Parasitose als seltene Ursache einer Leberraumforderung

S Imhof 1, S Wagner 2, E Schippers 2, JG Müller 3, A Stich 4, W Scheppach 1
  • 1Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie, Juliusspital Würzburg
  • 2Chirurgische Klinik, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Juliusspital Würzburg
  • 3Pathologisches Institut, Universität Würzburg
  • 4Abteilung Tropenmedizin, Missionsärztliche Klinik Würzburg

Durch Fortschritte im Bereich der bildgebenden Verfahren fallen zunehmend häufiger unklare Leberraumforderungen im Rahmen von Routineuntersuchungen auf. Die Differentialdiagnosen sind mannigfaltig, in seltenen Fällen kann sich auch eine Parasitose dahinter verbergen. Im Vergleich zu Virusinfektionen sind durch Parasiten hervorgerufene Lebererkrankungen selten, und ihre Abklärung ist oft mit erheblichem diagnostischen Aufwand verbunden. Dennoch muss gerade nach Auslandsaufenthalten, bei Migrationshintergrund des Patienten sowie erworbenen oder angeborenen Störungen des Immunsystems an diese seltene Entität gedacht werden.

Berichtet wird über eine bei Diagnosestellung 72-jährige Patientin, die sich zur Abklärung eines pathologischen CT-Befundes in unserer Klinik vorstellte, nachdem zuvor bereits auswärts in einer routinemäßig durchgeführten Abdomensonografie eine unklare Leberraumforderung aufgefallen war. Die Patientin klagte über unspezifische Beschwerden in Form von Schweißausbrüchen sowie kurzzeitigen abdominalen Schmerzen. Anamnestisch waren Auslandsaufenthalte in Tschechien und Tunesien eruierbar. Kontrastmittelsonographisch imponierten multiple echoarme und nicht perfundierte Raumforderungen von jeweils 6 – 10 mm im rechten Leberlappen. In der MR-Diagnostik zeigten sich perlschnurartige, girlandenförmig konfigurierte Strukturen. Serologisch waren IgG 2 und IgG 4 leichtgradig erhöht, Hinweise auf eine Echinococcose ergaben sich nicht, die Toxocara canis-Immunserologie zeigte sich ebenfalls negativ. Aufgrund der unklaren Befundkonstellation erfolgte eine Leberkeilexzision zur Klärung von Dignität und Genese der Raumforderungen. Histologisch zeigten sich schließlich multiple, teilweise zentral nekrotisch zerfallende Epitheloidzellgranulome mit Resten von Eiern und Hüllen parasitärer Strukturen, passend zum Bild einer Toxocariasis.

Nach Ausschluss einer ophthalmologischen und cerebralen Beteiligung erfolgte eine zweiwöchige Behandlung mit Albendazol. In der Kontrolle nach einem Vierteljahr zeigten sich die Leberherde partiell, wenn auch nicht vollständig, rückläufig. Nach erneuter Begutachtung der mittels Leberkeilexzision gewonnenen Proben wurde eine Ascarideninfektion differenzialdiagnostisch diskutiert. Das Wirkungsspektrum der eingeleiteten Albendazol-Therapie deckte jedoch auch diesen Vertreter der Helminthen ab. Der vorgestellte klinische Fall demonstriert eindrücklich die Problematik eines Parasitenbefalls der Leber.