Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P111
DOI: 10.1055/s-0033-1347883

Konkordanz von Testergebnis, Tumorboard-Therapieempfehlung und Therapie für Biomarker uPA and PAI-1 bei primärem Mammakarzinom im Klinikalltag: Ergebnisse einer prospektiven Multi-Center-Studie an Zertifizierten Brustzentren

VR Jacobs 1, T Kapitza 2, P Krase 3
  • 1Universitätsfrauenklinik, Paracelsus Medizinische Universität, Salzburg
  • 2Top-Expertise, Germering/München
  • 3AOK Bayern, München

Fragestellung: Biomarker uPA und PAI-1 sind Leitlinien-empfohlen u.a. von ASCO, USA, und AGO, Deutschland, zur Nutzung beim primärem Mammakarzinom zur Vermeidungh unnötiger Chemotherapien bei Patientinnen mit mittlerem Rezidivrisiko [G2, N-, HR+, Her2neu-, > 35 Jahre]. Zur Qualitätssicherung der Nutzung des uPA/PAI-1 Testergebnisses wurde einen die Konkordanzraten von Testergebnis zu Tumorboard-Entscheidung und durchgeführter Therapie analysiert. Methodik: Prospektive, nicht-interventionelle, multizentrische Studie über zwei Jahre an sechs zertifizierten Brustzentren Bayerns zur Analyse der Anwendung von uPA/PAI-1 und der Nutzung im nachfolgenden Entscheidungsprozess zur Therapieempfehlung des Tumorboards sowie tatsächlich durchgeführter Therapie im Klinikalltag für bei der AOK Bayern versicherte Patientinnen. Laborparameter über dem definierten Schwellenwert waren positiv, darunter negativ. Die Konkordanz- und Diskordanzraten der uPA/PAI-1-Nutzung im Klinikalltag wurden berechnet und die individuellen Entscheidungsgründe identifiziert. Ergebnisse: Unter n = 93 uPA/PAI-1 analysierten Tests war das Testergebnis in n = 42/93 (45,2%) uPA und PAI-1 negativ und in n = 51/93 (54,8%) uPA und/oder PAI-1 positiv. In der Gruppe mit uPA und PAI-1 negativem Testergebnis wurde in n = 35/42 (83,3%) eine CTX vermieden und in n = 7/42 (16,7%) eine CTX durchgeführt. In der Gruppe mit uPA und/oder PAI-1 positivem Testergebnis wurde in n = 26/51 (51,0%) eine CTX durchgeführt und in n = 25/51 (49,0%) nicht. Die Konkordanz von uPA/PAI-1-Testergebnis zur Therapieempfehlung des Tumorboards betrug n = 72/93 (77,4%), die Diskordanz n = 21/93 (22,6%). Die Konkordanz von uPA/PAI-1-Testergebnis zur tatsächlich erfolgten Therapie betrug n =(35+26)/93 (65,6%), die Diskordanz somit n =(7+25)/93 (34,4%). Als Gründe für Diskordanz wurden verschiedene Einfluss- bzw. Störfaktoren identifiziert wie z.B. individuelle Ergebnisbewertung und Therapieentscheidung des Arztes, parallele Nutzung kompetitiver Biomarker und Gen-Tests, Studienteilnahme, keine CTX-Therapieoption z.B. hohes Alter und/oder Multimorbidität, falsche Zielgruppe, Timing des uPA/PAI-1-Tests zu früh im Entscheidungsprozess, Testergebnis im Widerspruch zur ärztlichen Erwartungshaltung (Erwartung: negativer Test) und Ablehnung der CTX-Empfehlung durch Patientinnen trotz individuell nachgewiesener Vorteile aus uPA/PAI-1-Testergebnis. Schlussfolgerung: Trotz guter Konkordanzraten des uPA/PAI-1-Tests kann durch individuelle Prozessoptimierung bei Testindikation, -durchführung und -ergebnisbewertung die Versorgungsqualität weiter verbessert und gleichzeitig Kosten eingespart werden. Eine derartige Anwendungsoptimierung kann die Umsetzung des uPA/PAI-1-Test im Klinikalltag stringenter und konsistenter auf Test-Therapie-Entscheidungen machen.