Wieso haben nodalnegative (pN0) Patientinnen eine Axilladissektion erhalten? Ergebnisse einer retrospektiven Untersuchung über den Zeitraum 2010 – 2011

Fragestellung: Seit 2005 wird zunehmend bei Patientinnen mit einem cN0 primären Mammakarzinom die systematische axilläre Dissektion (ALNE) nur noch beim Nachweis von Tumorzellen im Wächterlymphknoten empfohlen. In der vorliegenden unizentrischen Untersuchung betrachten wir die Gründe für die Durchführung einer ALNE bei nodalnegativen (pN0) Patientinnen ohne vorhergehenden SLN im Zeitraum 2010 – 2011. Methode: In einer retrospektiven Datenbankanalyse der im Zeitraum 2010 und 2011 registrierten primären Mammakarzinomfälle des Brustzentrums Hohenlohe wurden nodal-negative Patientinnen mit ALNE auf die Indikation zur ALNE untersucht. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden 419 primäre Mammakarzinome behandelt. Die Sentineldetektionsrate lag bei 84,5% und 85,6% bei einem 2h Detektionsprotokoll. Hiervon wurden 254 Patientinnen als pN0 eingestuft (129 und 125 Patientinnen). 24 Patientinnen (9%) hatten keine Wächterlymphknotenbiopsie (SLN) und eine tumorfreier Axilla (pN0) bei Indikationsstellung entsprechend den AGO Empfehlungen.

Es zeigten sich hierfür 3 Gründe:

• negative Markierungsversagen mit Methylenblau und Technetium (13 Patientinnen (55%))

• die Axilla wurde klinisch als suspekt klassifiziert (10 Patientinnen (42%))

• positiver Markierungsversager, alle LK waren blau/radioaktiv (1 Patientin (3%))

Schlussfolgerung: Neben dem Markierungsversagen konnte die falsch positive klinische Einschätzung (cN1) der Axilla als Hauptgrund für eine ALNE bei nodal-negativen Patientinnen identifiziert werden. Einzelne auffällige Lymphknoten sollten präoperativ histologisch oder zytologisch untersucht werden.