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DOI: 10.1055/s-0033-1347864
Genetisch-epidemiologische Untersuchung der BRCA1 und -2 Gene in Patientinnen mit Mamma- und/oder Ovarialkarzinom aus Südtirol
Zielsetzung: Pathogene Mutationen in den beiden Brustkrebsgenen BRCA1 und -2 führen bei Trägerinnen zu einem deutlich erhöhten Risiko für Brust- oder Ovarialkarzinomen. Die Häufigkeit und das Spektrum an BRCA-Mutationen variieren zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und geographischen Lagen.
Die vorliegende Studie ist die erste systematische Untersuchung hinsichtlich genetischer Veränderungen in den beiden BRCA-Genen bei Patientinnen mit Mamma- und/oder Ovarialkarzinomen aus Südtirol. Patientenauswahl: Patientinnen mit Brust- und/oder Ovarialkarzinom, unabhängig von der Familienanamnese, wurden durch das Tumorregister der Provinz Bozen identifiziert. Die Selektionskriterien waren alle Patienten bei denen (a) im Jahr 2002 ein Brust- und/oder Ovarialkarzinom, (b) zwischen 1998 und 2001 ein Ovarialkarzinom, und (c) zwischen 1998 und 2001 ein Brustkrebs im Alter von bis zu 50 Jahren diagnostiziert wurde. Alle Patientinnen wurden zur Eigen- und Familienanamnese befragt und gebeten, nach schriftlicher Einwilligung, eine Blutprobe zur genetischen Analyse zur Verfügung zu stellen. Mutationsanalyse: Als Ausgangsmaterial diente genomische DNA, welche mittels Standardmethoden aus dem peripheren Blut isoliert wurde. Die Analyse der beiden BRCA-Gene erfolgte durch bidirektionale Sequenzierung der gesamten codierenden Sequenz, sowie der jeweiligen Intron/Exon-Grenzen. Ergebnisse: Von 183 Patientinnen lag eine Blutprobe zur genetischen Analyse vor. In 10 (5,5%) Patientinnen wurde eine pathogene Keimbahnmutation in den BRCA-Genen nachgewiesen. Dabei wurden fünf unterschiedliche BRCA1-Mutationen und zwei unterschiedliche BRCA2-Mutationen detektiert. Die hier nachgewiesenen Mutationen sind in der BIC Datenbank als klinisch relevant registriert bzw. wurden bereits mit Tumorerkrankungen in Verbindung gebracht, wobei eine BRCA1-Mutation, C1847_Q1848del (c.5539_5544del6), bis dato nicht in der Literatur beschrieben wurde. Es handelt sich um eine in frame Deletion, welche zwei Aminosäuren der hochkonservierten BRCT-Domäne von BRCA1 betrifft und vermutlich die Funktion des Proteins beeinträchtigt. Die Mutation wurde in zwei Patientinnen detektiert, deren Vorfahren aus der gleichen Region stammen. Schlussfolgerung: Bei der neu entdeckten BRCA1-Mutation C1847_Q1848del handelt es sich möglicherweise um eine Südtirol-spezifische Mutation. Insgesamt ist die Häufigkeit von klinisch relevanten BRCA-Mutationen in nicht selektionierten Patientinnen mit Brust- und/oder Eierstockkrebs aus Südtirol vergleichbar mit jener anderer europäischer Bevölkerungsgruppen.