Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P85
DOI: 10.1055/s-0033-1347857

Die Lernkurve in der Diagnostik der tief-infiltrierenden Endometriose (TIE) des Rektums mittels Vaginalsonografie

A Tammaa 1, N Fritzer 1, G Strunk 1, A Krell 1, H Salzer 1, G Hudelist 1
  • 1Endometrioseambulanz,/Endometriosezentrum Stufe III, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Wilhelminenspital, Wien, Österreich

Fragestellung: Trotz der hohen Prävalenz der Endometriose besteht eine gravierende Diagnoseverzögerung, sowie eine oft suboptimale präoperative Evaluation der Ausdehnung der Erkrankung. Wir untersuchten die Lernkurve in der Diagnostik der tief infiltrierenden Rektumendometriose mittels Transvaginalsonografie (TVS). Methodik: Patientinnen, die an unserer Endometrioseambulanz vorstellig wurden, wurden nach Erhebung der Anamnese durch einen erfahrenen Untersucher (EU) und einen Lernenden (T1, T2) untersucht. Die Lernenden waren 2 Fachärzte mit Erfahrung in der allgemeinen Anwendung der TVS. T1 und T2 waren geblindet für die Anamnese und das Untersuchungsergebnis von EU. Das Hauptzielkriterium war die Übereinstimmung der Ultraschalldiagnose „TIE Rektum“. Um das Erreichen eines vorher definierten Kompetenzlevels zu eruieren, wurde LC-CUSUM (learning curve – cumulative sum) als statistische Methode angewendet. Ergebnisse: 106 Patienten wurden an unserer Spezialambulanz mit dem Verdacht auf Endometriose vorstellig. Die Prävalenz der Rektumendometriose gemessen an dem Befund des EU betrug 21% (22/106). Der LC-CUSUM Test zeigte das Erreichen des Kompetenzlevels für die vaginalsonographische Diagnostik der tiefinfiltrierenden Rektumendometriose nach 37 bzw. 42 Patienten. Die Sensitivität, Spezifität, positiver und negativer Vorhersagewert sowie die Genauigkeit der TVS von T1 und T2 im Vergleich zu den Ergebnissen von EU betrug 72%/89%, 96%/95%, 87%/80%, 90%/98% und 89%/94%. Schlussfolgerung: Wir ziehen den Schluss, dass Gynäkologen, geschult im allgemeinen Umgang mit TVS, im selektionierten Patientengut einer Spezialambulanz, nach ungefähr 40 Untersuchungen die Kompetenz zur Erkennung der tief-infiltrierenden Rektumendometriose erlangen können.