Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P78
DOI: 10.1055/s-0033-1347850

Effektivität und Sicherheit vaginaler Applikation von niedrig dosiertem Estriol in der Behandlung von atrophischer Vaginitis bei postmenopausalen Brustkrebspatientinnen unter Aromatasehemmer Therapie

M Moegele 1, S Buchholz 1, P Neven 2, G Donders 2, O Ortmann 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Deutschland
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Leuven, Belgien

Einleitung: Das mittlere Erkrankungsalter bei Mammakarzinompatientinnen liegt bei knapp über 62 Jahren, somit befinden sich die meisten Patientinnen bei der Erstdiagnose eines Mammakarzinoms in der Postmenopause. Gerade durch den vermehrten Einsatz von AIs bei postmenopausalen hormonrezeptor positiven Mammakarzinompatientinnen kommt es zu einer Zunahme der vaginalen Atrophie mit Symptomen wie Scheidentrockenheit und Dyspareunie. Diese Symptome beeinflussen in gravierender Weise die Lebensqualität vieler Mammakarzinompatientinnen. Die lokalen Anwendung einer Hormontherapie (HT) ist jedoch bei Brustkrebspatientinnen kontraindiziert. Material und Methoden: In dieser bizentrischen offenen Phase I Studie, wurden 16 postmenopausale Brustkrebspatientinnen, die für mindestens 6 Monate mit einem nichtsteroidalen AI behandelt wurden und unter einer Vaginalatrophie leiden, eingeschlossen. Primär wurde die Serumkonzentration von Estron (E1), Estradiol (E2), Estriol (E3), FSH, LH und SHBG gemessen. Die initiale Therapie beinhaltet die tägliche Applikation einer Gynoflor® Vaginaltablette über einen Zeitraum von 28 Tagen. In den anschließenden 8 Wochen erhalten die Patientinnen eine Erhaltungsdosis mit 3 Vaginaltabletten pro Woche. Zu Beginn der Therapie an Tag 0, sowie an Tag 28 erfolgten mehrere Blutabnahmen (t = –0,5, 0,5, 1, 2, 3, 4, 6, 8, 24 Stunden). Weitere Blutentnahmen erfolgten in Woche 8 und 12. Das sekundäre Studienziel war es, klinische Symptome, Veränderungen des vaginalen pH-Werts, sowie das Vaginalepithel zu bewerten.

Ergebnisse: Nach der ersten Gynoflor® Gabe stiegen die E3 Level bei 15 von 16 Patientinnen kurzfristig an. Der höchste gemessene E3 Spiegel lag bei 168 pg/ml. Die höchsten E3 Level wurden 2 – 3h nach der Applikation gemessen. Die E3-Level haben sich über den weiteren Beobachtungszeitraum von 12 Wochen nicht verändert und waren unterhalb der Nachweisgrenze, mit Ausnahme einer Patientin, die in Woche 4 einen E3 Spiegel von 14,5 pg/ml zeigte. Die Serum E2 und E1 Level stiegen zu keiner Zeit an, mit Ausnahme einer Patientin, bei der am C2 Visit ein erhöhter E2 Spiegel von 1,19 pg/ml nachweisbar war. Klinische Symptome (zB. Vaginaltrockenheit, Schmerzen) vaginaler pH, Vaginal Maturation Index (VMI) und Lactobacillary Grad (LBG) verbesserten sich bereits nach 2 Wochen der Therapie signifikant. Zusammenfassung: Gynoflor® Vaginaltabletten (0,03 mg E3 und Lactobacillus acidophilus) sind eine effektive und scheinen eine sichere Option zu sein, um vaginale Atrophie bei postmenopausalen Mammakarzinompatientinnen unter endokriner AI Therapie zu behandeln. Unsere Daten zeigten eine signifikante Verbesserung bei der vaginalen pH-Wert, VMI und LBG bereits nach 2 Wochen. Es zeigte sich lediglich ein vorübergehender Anstieg der E3 Serumkonzentration nach der ersten Anwendung. Die Serum E2 und E1-Konzentrationen lagen unterhalb der Nachweisgrenze.