Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P74
DOI: 10.1055/s-0033-1347846

Analyse ambulant durchführbarer Operationen einer Universitäts-Frauenklinik als ökonomische Entscheidungsgrundlage für die Einrichtung einer Operativen Tagesklinik

VR Jacobs 1, G Bogner 1, M Sommergruber 1, R Reitsamer 1, T Fischer 1
  • 1UK Frauenheilkunde & Geburtshilfe, Paracelsus Medizinische Universität, Salzburg

Fragestellung: Als strategische Entscheidungsgrundlage für die Neueinrichtung einer Operativen Tagesklinik zur Auslagerung elektiv durchführbarer Operationen ist eine Analyse der OP-Zahlen Voraussetzung. Ärzte und Verwaltung definieren ambulante operative Leistungen unterschiedlich, gerade die Gynäkologie hat viele Kleineingriffe, die entweder nicht elektiv sind oder nicht in der Kernarbeitszeit liegen. Zur Identifikation des tatsächlichen Potentials für eine ambulante Operative Tagesklinik wurde alle OPs des Jahres 2012 ausgewertet, um eine wirtschaftliche Entscheidung abzuleiten. Methodik: Analyse aller OPs des Jahres 2012, die an Wochenarbeitstagen und in der Kernarbeitszeit von 7.30 – 15.30h durchgeführt wurden mit Identifikation aller ambulant durchführbarer OPs wie diagnostische und operative Hysteroskopien (HSK), diagnostische Laparoskopien (LSK), Curettagen sowie andere kleine Eingriffe. Ausgeschlossen wurden operative LSK, Uro-Gyn- und Mamma-OPs sowie die Geburtshilfe. Aufgrund eingeschränkter Patienten-Compliance, Nicht-Elektivität und fehlender postoperativer häuslicher Versorgung wurde eine tatsächlich ambulante Durchführbarkeit mit 50% bzw. 75% angenommen und berechnet. Ergebnisse: Von n = 3.593 Eingriffen fanden n = 2.702 (75,2%) in der Kernarbeitszeit an Werktagen statt. Dabei wurden bei 1.658 Fällen Ø 1,6 Eingriffe durchgeführt, pro Monat Ø 138,2 (105 – 186) Eingriffe. Die Auswertung der maximal möglichen ambulanten Eingriffe ergab n = 258 diagnostische bzw. n = 31 operative HSK, n = 86 diagnostische LSK, n = 295 Curettagen sowie weitere n = 182 kleinere Eingriffe wie Konisation, Kondylomabtragung, PE, IVF, etc., zusammen n = 852 Eingriffe mit grundsätzlich ambulantem Potential. Bei 50% ambulanter Durchführung wären dies n = 426 Fälle bzw. bei 75% n = 639 Fälle pro Jahr, bei 250 Wochenarbeitstagen sind dies n = 1,7 bzw. 2,6 Fälle pro Tag. Schlussfolgerung: Patientinnen könnten von kürzerem Klinikaufenthalt durch eine Operative Tagesklinik profitieren. Auf Basis dieser Kalkulation sind aber pro Werktag in der Kernarbeitszeit nur 1,7 – 2,6 OPs für eine Operative Tagesklinik als realistisch ansetzbar. Für eine ausgelagerte Operative Tagesklinik sind diese Fallzahlen durch zusätzliche Investitionen und Personalaufwand unwirtschaftlich, so dass dies Konzept nur klinikintern innerhalb einer Frauenklinik sinnvoll umsetzbar erscheint. Voraussetzung für ein integriertes Operatives Tagesklinik-Konzept sind u.a. Personalanpassung, Entwicklung von Protokollen für optimalen Patienten-Flow für Fast-Track-Surgery sowie Abrechnungsfähigkeit und ein durchgehendes telefonisches medizinisches Backup.