Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P73
DOI: 10.1055/s-0033-1347845

Einspareffekte durch klinisches Medikamentenkostenmanagement

VR Jacobs 1, G Bogner 1, P Wolfrum-Ristau 1, G Fellhofer 2, T Fischer 1
  • 1UK Frauenheilkunde & Geburtshilfe, Paracelsus Medizinische Universität, Salzburg
  • 2Landesapotheke, Salzburger Landeskliniken (SALK), Salzburg

Fragestellung: Medikamentenkostenmanagement ist ein Tool im Klinikalltag, um Controlling und Steuerung von Arzneimittel(AM)-Kosten im Spital durchzuführen. Arzneimittelkosten sind aufgrund guter Kostendokumentation mit Kostentransparenz durch detaillierte Umsätze auf Kostenstellenebene geeignet. Der Bereich ist erfahrungsgemäss durch fehlende oder unklar geregelte Prozessverantwortung und -kontrolle sehr fehleranfällig. Da es sich um Sachmittelkosten handelt und bereits kleine Änderungen durch hohe Umsätze große Auswirkungen haben können, kann dies zu erheblichen Einsparungen führen, die budgetwirksam sind. Methodik: Ab 10/2011 wurde an der Universitätsfrauenklinik Salzburg ein Medikamentenkostenmanagement eingeführt, bei dem monatliche Kostenstellenkontrollen mit Einzelkostenstellenanalyse durchgeführt werden. Neben der Analyse der Top10-Umsätze, der Einzelumsätze und der Kostentreiber erfolgt auch eine Kontrolle von schleichender Indikations- und Leistungsausweitung. Die regelmässige Kontrolle der Kostenstellen dient ebenso zur Identifikation von Buchungsfehlern. Bei klinischer Einbettung des Medikamentenkostenmanagements ist eine relative Steuerung im Klinikalltag möglich. Eine Kontrolle auf Interventionserfolg findet durch Umsatzvergleich vorher vs. nachher statt. Ergebnisse: Durch proaktives Medikamentenkostenmanagement konnten die monatlichen Arzneimittelkosten der Frauenklinik innerhalb nur eines Jahres von 12/2011 auf 12/2012 mit 129.286 € auf 69.655 € (–46,1%; –59.631 €) abgesenkt werden, ohne die Versorgungsqualität zu verschlechtern. Die Einsparungen im ersten Jahr betrugen im 1. zum 2. Halbjahresvergleich 19.338 € pro Monat und hochgerechnet 232.056 € für ein Jahr. Bei der Indikationsanalyse einzelner AM-Kostentreiber ergab sich, dass aufgrund von fehlender Kostentrennung Medikamentenkosten anderer Kliniken über eine Kostenstelle der Frauenklinik gebucht wurden. Die Fehlbuchungen von 192.191 € allein für das Jahr 2012 wurden rückwirkend ermittelt und der Frauenklinik per Gutschrift zurückerstattet. Durch gezielte rationale Indikationssteuerung für teure Medikamente konnten prospektiv weitere AM-Umsätze von rd. 485.000 € vermieden werden. Das dargestellte Medikamentenkostenmanagement hat somit einen Budget-relevanten Effekt für die Frauenklinik von über 900.000 € pro Jahr ohne Qualitätsverschlechterung. Die Tätigkeit eines Ärztlichen Klinikmanagers innerhalb der Frauenklinik ist hierfür hoch kosteneffektiv.

Schlussfolgerung: Klinikinternes Controlling und Steuerung von AM-Kosten durch einen Facharzt mit BWL-Kompetenz ist nachgewiesenermassen sehr erfolgreich mit einem hohem Return-on-Investment. Voraussetzung ist, dass die Person eines Klinikmanagers keine Interessenkonflikte hat.