Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P69
DOI: 10.1055/s-0033-1347841

Erfolgreiche medikamentöse Therapie einer Dyspareunie nach vaginaler Uterusexstirpation – Fallbericht

I Geiss 1, H Katzensteiner 1, S Lethner-Huber 1, R Pinz 1, A Rygiel 1, M Marincic 1
  • 1Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, LK Lilienfeld – Kompetenzzentrum Beckenboden – Beckenschmerz

Einleitung: Die Folgen gynäkologischer Operationen müssen vor elektiven Eingriffen mit den Patientinnen besprochen werden. Eine De novo Dyspareunie nach Uterusexstirpation ist eine selten auftretende Spätfolge der Operation. Unser Fall beschreibt die erfolgreiche medikamentöse Therapie einer neu aufgetretenen Dyspareunie nach vaginaler Uterusexstirpation. Falldarstellung: Eine 44-jährige Patientin wurde wegen Dyspareunie 20 Monate nach vaginaler Uterusexstirpation ohne Adnexe wegen therapieresistenter Hypermenorrhoe vorstellig. Der Verlauf der Operation und die postoperative Phase waren ohne besondere Vorkommnisse beschrieben. Die Dyspareunie trat sofort bei den ersten Kohabitationsversuchen auf. Nach primären Abwarten wurde 7 Monate nach der Erstoperation eine Laparoskopie mit Adhäsiolyse ohne Besserung des Beschwerdebildes durchgeführt. In weiterer Folge wurden die sexuelle Aktivitäten des Paares eingestellt. Der zunehmende Leidensdruck führte zur Kontaktaufnahme. Bei der gynäkologischen Untersuchung war ein unauffälliger blander Situs vorhanden. Das pain mapping war an einer isolierten Stelle des Scheidenblinsackes stark positiv mit Ausstrahlung in den gesamten Unterbauch. Ein Therapieversuch mit Lokalinfiltrationen (Mepivacain 1%) blieb erfolglos. Da die Schmerzangabe die Kriterien eines neuropathischen Schmerzes erfüllten, begannen wir einschleichend einer oralen Therapie von Pregabalin bis zur Dosis von 2 × 75 mg. Als Kriterien eines neuropathischen Schmerzes zählen folgende Punkte: Central sensitization-verstärkte Ansprechbarkeit im ZNS ohne periphere Veränderungen, Ersttrauma in der Anamnese, Hyperalgesie. Bereits nach 4 Wochen waren die Schmerzen bei vaginalem Verkehr gebessert und verschwanden unter laufender Therapie völlig. Nach 6 Monaten Therapiedauer wurde ein Ausschleichen der Medikation begonnen. Die Patientin gab auch nach Absetzen der Medikation keine Dyspareunie mehr an. Die Hypothese eines neuropathischen Schmerzkreises hat sich bei unserer Patientin durch diesen Verlauf bestätigt. Schlussfolgerung: Eine De novo Dyspareunie kann als seltene Spätfolge einer Uterusexstirpation Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patientin haben. Eine Aufklärung darüber wäre empfehlenswert. Pain mapping kann als diagnostisches Verfahrung zur Eingrenzung der Schmerzlokalisation hilfreich sein. Bei neuropathischer Schmerzsymptomatik ist eine Therapie mit Neuroleptika im Einzelfall erfolgreich. Literatur bei der Verfasserin.