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DOI: 10.1055/s-0033-1347840
Vitamin-D-Status in Frauen mit anogenitalen Lichen sclerosus und Lichen planus
Fragestellung: Der Lichen sclerosus (LS) ist eine gutartige, progressiv meist in Schüben verlaufende T-Lymphocytenmediierte Hauterkrankung unklarer Ätiologie. Er wird heute als eine multifaktorielle Erkrankung im Sinne einer Immundysregulation verstanden, die durch genetische, hormonelle und auch infektiöse Faktoren ausgelöst werden und beide Geschlechter sowie alle Altersgruppen betreffen kann. Eine erhöhte Komorbidität mit systemischen Autoimmunerkrankungen, wie Hashimoto-Thyreoiditis, Autoimmungastritis, Lupus erythematodes, Alopecia areata und Sclerodermie ist beschrieben.
Der Lichen planus (LP) ist ebenfalls eine chronisch rezidivierende, ätiologisch nicht sicher geklärte Hauterkrankung mit einem T-Zell-dominanten Entzündungsinfiltrat, wobei eine genetische Prädisposition eine wesentliche Rolle zu spielen scheint. Auch hier können Männer und Frauen aller Altersgruppen mit einer Präferenz ab der 5. Lebensdekade betroffen sein. Zahlreiche Fallberichte beschreiben auch bei LP häufige Assoziationen mit systemischen Autoimmunerkrankungen (AID). In Österreich leiden in Abhängigkeit von der Jahreszeit speziell in den Wintermonaten erhebliche Teile einer nicht institutionalisierten Normalpopulation an einer Vitamin-D-Mangelversorgung. Ein Vitamin D-Mangel wird heute nicht nur als Risikofaktor für die Entwicklung von muskoloskelettalen Erkrankungen, sondern auch von AID wie z.B. Diabetes mellitus Typ I oder multiple Sclerose gesehen. Es existieren bisher keine Untersuchungen über Vitamin-D-Spiegel in LS- und LP-Patientinnen. Methodik: Wir bestimmten in insgesamt 311 Patientinnen, davon 230 mit LS und 81 mit LP mit jeweils bioptisch gesicherter Diagnose einen Serumspiegel des 25-OH Vitamin D. Gleichzeitig schätzten die Frauen ihre aktuelle anogenitale Beschwerdestärke in Form einer 10-teiligen visuellen Analogskala ein (VAS Score 0 – 10). Patientinnen mit nachgewiesenem Vitamin-D-Mangel erhielten eine orale Vitamin-D-Substitution mit dem Ziel, einen Normalwert zwischen 30 – 60 ng/ml zu erreichen. In einer Kontrollvisite nach 6 Monaten wurden Vitamin-D-Werte sowie VAS-Scores reevaluiert. Die Lokaltherapieregimes wurden wie bisher weitergeführt. Ergebnisse: Bei 149/230 LS-Patientinnen (65%) und 57/81 (59%) LP-Patientinnen lagen die 25-OH-Vitamin-D-Spiegel bei der 1. Visite unter 30 ng/ml, davon gaben 91/149 Frauen mit LS und 28/57 Frauen mit LP Beschwerden von VAS-Scores zwischen 1 und 8 an.
Bei der Kontrollvisite zeigten 68/91 LS-Patientinnen eine Beschwerdebesserung von durchschnittlich 3 bzw. maximal 8 VAS-Punkten, wobei hier bei 58/68 Frauen die Vitamin-D-Level nun ≥30 ng/ml, bei 4/68 < 30 ng/ml, aber im Vergleich angestiegen und nur in 6/68 unverändert gemessen wurden. Bei den 28 LP-Patientinnen mit Symptomen gaben 16 eine Verbesserung von ebenfalls durchschnittlich 3 und maximal 8 VAS-Punkten an, wobei 11/16 gebesserten Patientinnen Vitamin-D-Normalwerte ≥30 ng/ml, die restlichen 5/16 zumindest einen Anstieg im Vergleich zum Ausgangswert aufwiesen. Schlussfolgerung: In 311 LS/LP-Patientinnen fanden wir eine deutliche Assoziation zwischen der Höhe des 25-OH-Vitamin-D-Spiegels und der Stärke von lokalen Beschwerden, wobei die betroffenen Frauen unabhängig von lokalen Therapiemaßnahmen durch orale Vitamin-D-Substitution einen zusätzlichen Benefit erfuhren. Wir empfehlen daher, auch in Anbetracht der hohen Anzahl von Patientinnen mit primär erniedrigten Vitamin-D-Leveln eine Bestimmung von 25-OH-Vitamin-D in Patientinnen mit LS und LP und eine Substitution bei Bedarf. Weitere Studien zur Bestätigung unserer Ergebnisse wären wünschenswert.