Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P67
DOI: 10.1055/s-0033-1347839

Krisenambulanz des AKH Wien – Implementierung einer interdisziplinären, niederschwelligen Einrichtung zur Abklärung und Betreuung von Frauen und Mädchen nach Gewalterfahrung in einem Zentralkrankenhaus

D Dörfler 1, C Sam 1, G Gruber 1, G Häusler 1
  • 1Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien

Fragestellung: Sexuelle, körperliche und psychische Gewalt gegen Frauen zählen in unserer Gesellschaft noch immer zu den Tabuthemen. Gewalt gegen Frauen ist ein Problem, das sich durch alle sozialen Schichten, Altersgruppen und Ethnien zieht. 2011 wurde an der Universitätsfrauenklinik Wien, Abteilung für allg. Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, eine Krisenambulanz eröffnet, die jeden 2. Donnerstag im Monat in der gynäkologischen Ambulanz abgehalten wird. Methodik: Schwerpunkte der Krisenambulanz sind der Opfer- und Kinderschutz. Dazu gehört auch Spurensicherung, Nachsorge, Schnittstellenvernetzung (z.B. Jugendamt), Weiterbetreuung durch Psychosomatik, Psychologie oder HIV-Station und gegebenenfalls unfallchirurgische Betreuung. Ziel ist, ambulante oder stationäre Gewaltopfer mittels Spurensicherung abzuklären, im Bedarf zu versorgen, zu unterstützen und zu informieren, sowie die Patientin und deren Kinder vor weiteren Übergriffen zu schützen. Außerdem werden in der „Krisenambulanz“ Frauen mit folgenden Problemstellungen betreut: Female Genital Mutilation, Hymenbeurteilung bei Frauen mit Migrationshintergrund, Phantomtraining nach rekonstruktiven Operationen, Klinische Sexologie und Sexualtherapie, sowie Kontrazeptionsberatung bei Frauen mit psychischen Erkrankungen. Ergebnisse: Die Ambulanz wird sehr gut angenommen (siehe Statistik ab 3.2.2011 (Eröffnung): Sexualtherapie 29; Missbrauch/häusliche Gewalt: 35; Kinder 21; FGM 4; CPP 9; AGS 2; Vaginalstenose 2; Teenagergravidität 2). Es bewährt sich, diese speziellen ambulanten Fälle aus der klinischen Routine herauszunehmen und in einer speziellen Sprechstunde mit ausreichend Zeit und Expertise zu bearbeiten. Schlussfolgerung: Es handelt sich hierbei um eine niederschwellige Einrichtung, die sich zielführend und interdisziplinär der einzelnen Patientin/Klientin entsprechend widmen kann.