Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P61
DOI: 10.1055/s-0033-1347833

Präeklampsiemarker sFlt1/PlGF bei Patientinnen mit pathologischem Uterinadoppler im 2. Trimenon

D Wertaschnigg 1, L Viertler 2, F Klement 2, R Altmann 2, I Scharnreitner 2, W Arzt 2
  • 1Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der PMU Salzburg
  • 2Institut für Pränatalmedizin, Landesfrauen- und Kinderklinik Linz

Fragestellung: Präeklampsie (PE) ist mit einer weltweiten Inzidenz von ca. 5% die Hauptursache für mütterliche und kindliche Morbidität und Mortalität. Obwohl die Pathogenese noch nicht vollständig geklärt ist, wird eine abnorme Plazentation in der ersten Schwangerschaftshälfte als Schlüsselproblem gesehen. Mehrere Studien konnten zeigen, dass der antiangiogenese Faktor sFlt1 im Serum schwangerer Frauen mit PE bereits Wochen vor dem Auftreten klinischer Symptome erhöht, der proangiogenese Faktor PlGF hingegen erniedrigt ist. Aufgrund des niedrigen positiven Vorhersagewerts des pathologischen Dopplers der Ae. Uterinae (AUD) im 2. Trimenon ist die Fragestellung dieser Studie, ob die zusätzliche Bestimmung des sFlt1/PlGF Quotienten die Aussagekraft verbessert. Methodik: prospektive Fall-Kontroll Studie: Bei 149 Schwangeren mit pathologischem Uterinadoppler (AUD) und 44 gesunden Kontrollpatientinnen zwischen der 20.-24. SSW wurde sFlt1/PlGF Quotient bestimmt und mit dem Outcome korreliert.

Ergebnisse: 7% (10/149: Durchschnittswert: 449.1 ± 421 vs. 7.7 ± 11.4) aller Schwangeren mit AUD hatten einen erhöhten sFlt1/PlGF Quotienten (> 84). Ein pathologischer sFlt1/PlGF Quotient war hoch signifikant assoziiert mit Frühgeburtlichkeit (p < 0,0001: 90% vs. 12% bzw. 30,2 SSW vs. 38,9 SSW) einem Geburtsgewicht < 10. Perzentile (p < 0,0001: 90% vs. 21% bzw. 1,0 kg vs. 2,9 kg), Entbindung per Sectio caesarea (p < 0,0007: 80% vs. 37%), Entwicklung einer Präeklampsie bzw. HELLP-Syndrom (p < 0,0001: 80% vs. 6%) bzw. eine schwere Präeklampsie < 34. SSW (p < 0,0001: 70% vs. 1%). Die höchsten sFlt1/PlFG Werte waren in der Gruppe Präeklampspie mit IUGR (Durchschnittswert: 329.2 ± 424), gefolgt von der Gruppe Präeklampsie ohne IUGR (45.4 ± 56), isolierte IUGR (16.3 ± 8.8) und normales Outcome (keine PE, keine IUGR: 5.2 ± 5.3). Keinen signifikanten Unterschied konnte gefunden werden bei isolierter schwangerschaftsinduzierter Hypertonie (SIH), im Bezug auf das mütterliche Alter, Parität, BMI, Raucherstatus, Konzeptionsart und Geschlecht des Kindes. In der Kontrollgruppe (= normaler Doppler des Ae. Uterinae) hatten alle einen normalen sFlt1/PlGF Quotienten (Medianwert: 5.0 ± 2.8 bzw. Mittelwert: 4 (1 – 11)), keine entwickelte eine Präeklampsie oder HELLP-Syndrom, keine Frühgeburtlichkeit (GA bei Geburt: 40,1 ± 1,4 SSW), 9/44 (20%) hatten ein GG < 10. Perzentile (Durchschnitt 3,4 ± 0,5 kg) und nur 9/44 (18%) wurde per Sectio entbunden. Schlussfolgerung: Die zusätzliche Bestimmung des sFlt1/PlGF Quotienten in Patientinnen mit AUD verbessert den positiven Vorhersagewert von 11% auf 80%. Er ist besonders aussagekräftig in der Diagnose der schweren Präeklampsie < 34 SSW und weniger geeignet zur Vorhersage isolierter IUGR bzw. SIH. Möglicherweise kann durch den sehr guten negativen Vorhersagewert des Präeklampsiemarkers in Zukunft die Anzahl der Verlaufskontrollen reduziert werden.