Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P60
DOI: 10.1055/s-0033-1347832

Expression von Galectinen in Spontan- und rezidivierenden Abort-Plazenten

L Unverdorben 1, S Heublein 1, S Hutter 1, C Kuhn 1, K Friese 1, U Jeschke 1
  • 1LMU München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Innenstadt

Fragestellung: Etwa 70 Prozent der Spontankonzeptionen abortieren im ersten Trimenon. Eine Schlüsselrolle hierbei scheinen dysregulierte Immunprozesse an der feto-maternalen Grenzfläche zu spielen. Für Galectine (Gal), beta-galaktosid Strukturen bindende Proteine, wurden immunmodulatorische Funktionen bereits im Rahmen unterschiedlichster Pathomechanismen beschrieben. Welche Rolle jedoch Galectine an der feto-maternalen Grenzfläche spielen, ist weitgehend unklar. Im Rahmen dieser Studie soll die Expression von neun verschiedenen Galektinen im Gewebe von abortierten vs. nicht abortierten Plazenten des ersten Trimenons untersucht werden. Methodik: Die Proteinexpression von Gal-1, Gal-2, Gal-3, Gal-4, Gal-7, Gal-8, Gal-9, Gal-10 und Gal-12 wurde immunhistochemisch im Plazentagewebe (Spontanabort: n = 9, rezidivierender Abort: n = 12, Kontrollen (elektive Schwangerschaftsabbrüche): n = 15) nachgewiesen. Immunfloureszenz-Doppelfärbung gegen Gal-1, Gal-2, Gal-3, Gal-4, Gal-7, Gal-8, Gal-9, Gal-10 und Gal-12 und die Extravillösen Trophoblast-Marker HLA-G bzw. CK7 dienten zur Differenzierung der dezidualen Zellpopulationen. Des Weiteren wurden aus Plazentamaterial aus Abort- und Kontrollplazenten Trophoblastzellen isoliert und die Genexpression von Gal-1, Gal-2, Gal-3, Gal-4, Gal-7, Gal-8, Gal-9, Gal-10, Gal-12, Gal-13 und Gal-14 zum Zeitpunkt der Entnahme und nach 4 Tagen in Kultur mit Real-time PCR untersucht. Ergebnisse: Mittels Immunfloureszenz konnte eine Coexpression von Galectinen und HLA-G in der Dezidua nachgewiesen werden. In der Immunhistologie zeigten sich im Extravillösen Trophoblast Gal-1 und Gal-9 in den Abort-Plazenten erhöht, während Gal-2 erniedrigt war im Vergleich zu den Kontrollen. Im Syncytiotrophoblast der Abort-Plazenten waren Gal-2, Gal-4, Gal-7, Gal-10 und Gal-12 signifikant erniedrigt im Vergleich zu den Kontroll-Plazenten.

Die Expression aller Galectine in den Trophoblastzellen war in der PCR bei Entnahme als auch 4 d in Kultur nachweisbar. Schlussfolgerung: Die Veränderungen der Galectin-Expression zeigten sich sowohl in spontanen als auch in rezidivierenden Aborten. Beim Abort kommt es unter anderem zu einer Aktivierung des mütterlichen Immunsystems gegen den semiallogenen Fetus. In Anbetracht der bekannten immmunregulatorischen Wirkung der Galectine in der feto-maternalen Grenzfläche, könnte die differentielle Expression der Galectine einen Einfluss auf die Immunregulation während der Schwangerschaft haben.