Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P40
DOI: 10.1055/s-0033-1347812

Early Onset HELLP-Syndrome – Fallbericht

IC Lakovschek 1, W Walcher 1, U Lang 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde Graz

Einleitung: Eine 37-jährige Patientin, Grav. I/Para 0, die in der SSW 24+0 wegen fetaler Fehlbildungen an Herz und Darm, und hochgradiger fetaler Retardierung in ambulanter Kontrolle an unserer Klinik war, gab im Rahmen dieser Kontrolle Oberbauchschmerzen an. Diagnostik und Management: Die Blutdruckmessung zeigte pathologische Werte und die durchgeführte Laboruntersuchung bestätigte die Verdachtsdiagnose des HELLP-Syndroms: Thrombozytopenie 65.000/l sowie pathologische Leberfermente. Aufgrund der hochgradigen fetalen Retardierung, < 3. Perzentile, sowie den multiplen fetalen Fehlbildungen und der vitalen maternalen Gefährdung durch das HELLP-Syndrom, erfolgt im Gespräch mit der Patientin und den Angehörigen die Indikation zum Schwangerschaftsabbruch, mittels Prostaglandin-Analoga. Es erfolgt die akute Therapie mit Cortison (Prednisolon 1 g i.v.), parenterale antihypertensive Therapie und Anfallsprophylaxe mittels Magnesium-Sulfat, sowie Monitoring und Flüssigkeitsbilanzierung. Verlauf: Nach zunächst gutem Ansprechen auf die HELLP Syndrom spezifische Therapie, deutlicher Anstieg der Thrombozyten und Verbesserung der Leberfermente innerhalb der ersten 12h, kam es innerhalb von 36h jedoch noch nicht zur Ausstoßung, aber zu einem neuerlichen Schub des HELLP Syndroms. Dies wurde erneut mit 1 g Cortison und Anpassung der antihypertensiven Therapie abgefangen, wobei die Antihypertonika wegen Nichtansprechen mehrfach ergänzt bzw. gewechselt werden mussten (Alpha-1-Blocker, Alpha- und Beta-Blocker, Kalzium-Antagonist und Vasodilatator). Nach 72h kam es zur Ausstoßung eines 308 g schweren, männlichen Fetus ohne Vitalitätszeichen mit anschließender manueller Plazentalösung und Nachcürettage ohne verstärkte Blutung. Nach Monitoring über weitere 12h konnte die antihypertensive Therapie auf oral umgestellt werden. Die Patientin konnte nach 3 Tage in stabilen und beschwerdefreien Zustand entlassen werden. Schlussfolgerung: Wie schon in der Literatur beschrieben und mehrfach an unserer Klinik erprobt, kann eine wiederholte hochdosierte Cortisontherapie ein HELLP Syndrom so stabilisieren, dass entweder Zeit für eine Lungenreifeinduktion bei Lebensfähigkeit des Fetus oder, wie in diesem Fall bei infauster fetaler Prognose, Zeit für eine vaginale Ausstoßung des Fetus, gewonnen werden kann.