Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P15
DOI: 10.1055/s-0033-1347787

Patientenseren mit Antikörpern gegen Trophoblastzellen vermindern die Sekretion von humanem Choriongonadotropin (hCG) und Progesteron (P) in JEG-3 Zellen

V von Schönfeldt 1, N Rogenhofer 1, K Ruf 1, U Jeschke 1, CJ Thaler 1
  • 1Hormon- und Kinderwunschzentrum, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität, München, Campus Großhadern

Fragestellung: Etwa 5% aller Kinderwunschpaare sind von habituellen Spontanaborten (RSA) betroffen. Wir konnten zeigen, dass bei 17% der Frauen mit 2 oder mehr Fehlgeburten und bei 34% der Frauen mit 3 oder mehr Fehlgeburten Antikörper gegen Trophoblastzellen (ATAK+) nachweisbar sind [Rogenhofer 2012]. Zellen der Chorionkarzinomzelllinie JEG-3 exprimieren diverse trophoblast-spezifische Antigene, die das Ziel einer möglichen Immunreaktion sein können. Gleichzeitig weisen sie viele weitere Charakteristika von natürlichen Trophoblastzellen auf, so z.B. die Produktion von hCG und P, reagieren aber nicht mit Antikörpern gegen paternale MHC I Antigene. Wir haben die unterschiedlichen Effekte von Seren gesunder Frauen, die mindestens ein Kind geboren haben und von Seren ATAK+ – und ATAK-negativer-RSA-Patientinnen auf die hCG- und P-Sekretion von JEG-3 Zellen untersucht. Methodik: JEG-3 Zellen wurden in 24-Well-Platten in einer Gesamtzahl von 50.000 Zellen/Well ausgesät und mit 1 mL RPMI 1640+Glutamax zunächst für 24 Std. bei 37 °C und 5% CO2 inkubiert. Der gleichmäßige Anwuchs wurde kontrolliert und die Zellzahl ermittelt. Anschließend wurde das Medium erneuert und mit 10% gepooltem Serum von gesunden Kontrollen, ATAK+ oder ATAK-negativen RSA-Patientinnen supplementiert. Kulturüberstände wurden nach 12- und 24-stündiger Kulturdauer mittels kommerziell erhältlichen ELISA-Kits (Immulite® 2000) analysiert, um die hCG- und P-Sekretion der JEG-3 Zellen in den jeweiligen Ansätzen zu ermitteln. Ergebnis: Die Seren von ATAK+ RSA-Patienten hemmen die hCG-Produktion von JEG-3 Zellen nach 12 Stunden signifikant (13,9 ± 0,14 mUI/mL, Kontrollseren vs. 7,19 ± 2,91 mUI/mL, ATAK+) während bei ATAK-negativen Seren dieser Effekt nicht nachweisbar ist. Nach 24 Std. nivellieren sich die Effekte auf die hCG-Produktion. Die P-Sekretion wird durch ATAK+ Seren ebenfalls beeinträchtigt (1,68 ± 0,11 ng/mL vs. 0,72 ± 0,13 ng/mL); hier zeigt sich auch nach 24 Std. noch ein – wenngleich geringerer – Effekt. Schlussfolgerung: Unsere Untersuchungen zeigen einen hemmenden Einfluss von Patientenseren mit anti-Trophoblast-Antikörpern auf die hCG- und P-Produktion von JEG-3 Zellen in den ersten 12 Stunden nach der Aussaat. Sowohl die P- als auch die hCG-Synthese sind essentiell für den Verlauf der Schwangerschaft. Die Inhibierung dieser wichtigen Hormone könnte erste Hinweise auf die Ursache der Assoziation von Antikörpern gegen Trophoblastzellen und habituellen Spontanaborten geben.