Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P14
DOI: 10.1055/s-0033-1347786

FSH Stimulation erhöht die morphologische Integrität von frischem und kryokonserviertem Marmoset Ovargewebe nach Xenotransplantation

V von Schönfeldt 1, R Chandolia 1, R Ochsenkühn 1, L Kiesel 1, B Sonntag 1
  • 1Hormon- und Kinderwunschzentrum, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität, München, Campus Großhadern

Fragestellung: Die Kryokonservierung von ovariellem Kortexgewebe ist eine Option zum Erhalt der Fertilität vor gonadotoxischer Therapie. Sie ermöglicht die Asservierung einer großen Anzahl von Follikeln und steht auch präpubertären Patientinnen zur Verfügung, die keine unbefruchteten befruchteten Eizellen zum Aufbau einer Fertilitätsreserve nutzen können. Trotz einiger weltweit erzielter Schwangerschaften bleibt die Nutzung dieses Gewebes noch im Experimentellen; weitere Grundlagenforschung scheint notwendig. Nach Kryokonservierung und Xenotransplantation auf immundefiziente Nacktmäuse konnten wir die Vitalität von ovariellem Kortexgewebe des Marmosets als nicht-humanem Primatenmodell und die Wiederaufnahme des follikulärem Wachstums zeigen (von Schönfeldt 2011a, b). Hier berichten wir von den Effekten einer Gonadotropinstimulation auf den ruhenden Follikelpool der Transplantate. Methodik: Ovarielles Kortexgewebe wurde gesunden adulten Marmosets entnommen und frisch oder nach Kryokonservierung auf ovarektomierte oder intakte immundefiziente Nacktmäuse transplantiert. Vor der Entnahme der Grafts wurden 2x täglich 25 IU Follitropin beta (FSH) i.m. für 1 Woche verabreicht. Die Grafts wurden nach 2 oder 4 Wochen entnommen und routinemäßig für die histomorphometrische Analyse aufbereitet. Ergebnisse: Die durchschnittliche Anzahl an frühen Follikelstadien pro Gewebeschnitt vermindert sich in kryokonserviertem Ovargewebe signifikant nach Xenotransplantation [39,06 ± 4,7 (Primordialfollikel vor Grafting) vs. 6,8 ± 0,7 (Primordialfollikel nach Grafting, 2 Wochen) und 6,21 ± 0,6 (Primärfollikel vor Grafting) vs. 2,8 ± 0,2 (Primärfollikel nach Grafting, 2 Wochen)] und bleibt unverändert über eine Dauer von 4 Wochen. Dieser Effekt ist unabhängig von der Behandlung der Empfängertiere (ovarektomiert vs. intakt). Nach FSH-Stimulation ist die durchschnittliche Anzahl an frühen Follikelstadien sowohl nach 2 Wochen als auch nach 4 Wochen höher als in unstimulierten Transplantaten [83,7 ± 11 (2 Wochen, FSH) vs. 37,5 ± 2,5 (2 Wochen, Kontrolle) und 62,2 ± 5,7 (4 Wochen, FSH) vs. 36,0 ± 3,1 (4 Wochen, Kontrolle)]. Die FSH-Gabe erhöht auch den Anteil der morphologisch normalen frühen Follikelstadien nach Kryokonservierung und Grafting [26,37 ± 5,2 (Primordialfollikel, 4 Wochen, Kontrolle) vs. 39,84 ± 2,8 (Primordialfollikel, 4 Wochen, FSH) und 1,12 ± 0,6 (Primärfollikel, 4 Wochen, Kontrolle) vs. 20,81 ± 2,7 (Primärfollikel, 4 Wochen, FSH)]. Dieser Effekt ist in frischem Gewebe weniger deutlich ausgeprägt. Schlussfolgerung: Die FSH-Behandlung der Empfängertiere nach Grafting von Primatenovargewebe hat einen positiven Effekt auf die durchschnittliche Anzahl von Primordial- und Primärfollikeln und erhält die morphologische Integrität beider Follikelklassen (Forschungsförderung: Deutsche Krebshilfe, Nr 106745 an VvS & BS).