Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 18 - P295
DOI: 10.1055/s-0033-1347772

Auswirkungen der Therapie des Gestationsdiabetes auf das Erleben der Schwangerschaft und auf die Zeit danach

J Scholler-Sachs 1, 2, W Schnepp 2
  • 1Diabetologische Schwerpunktpraxis, Sachs, Hückelhoven, Germany
  • 2Universität Witten/Herdecke, Fakultät Gesundheit, Witten, Germany

Hintergrund/Fragestellung: Zu den häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft zählt der Gestationsdiabetes mit weltweit steigender Tendenz. Auch wenn unter medizinischen Aspekten der Nutzen einer Therapie bei Gestationsdiabetes belegt ist, fehlen tiefer gehende Untersuchungen, die sich mit eventuellen nachteiligen psychologischen Effekten und Konsequenzen beschäftigen. Wie sich die Diagnose und intensive Therapie auf das Erleben der Schwangerschaft auswirken und welche Erfahrungen Frauen mit der Umsetzung der an sie gestellten Anforderungen machen, wurde bis heute nur selten untersucht. Zudem beziehen sich alle bisherigen Forschungen auf Studien außerhalb Deutschlands.

Die vorliegende Forschungsarbeit setzt sich zum Ziel, Wissen über das Erleben einer Schwangerschaft mit Gestationsdiabetes und psychologische Aspekte in der medizinischen Versorgung zu generieren, um die Bedürfnisse dieser Risikogruppe besser erkennen und zielgerichtet begleiten zu können.

Methodik: In einer qualitativ angelegten Studie wurden Frauen nach ihrer Schwangerschaft mithilfe eines detaillierten Interviewleitfadens zu ihren Erfahrungen befragt. In Einzel- und Gruppeninterviews berichteten die betroffenen Frauen über das Erleben der Schwangerschaft, der Geburt und der anschließenden Zeit bis zu 3 Jahre nach der Entbindung.

Alle Interviews wurden aufgenommen und anschließend vollständig transkribiert. Die Datenauswertung erfolgte nach der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring, um wesentliche Kernaussagen zu extrahieren. Aufgrund der Fülle der Daten wurde zur Auswertung die Software MAXQDA genutzt.

Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen, dass die Phase nach der Diagnosestellung häufig einen negativen Einfluss auf das Gesundheitserleben der betroffenen Frauen hat. Mit fortschreitender Unterstützung und Begleitung des diabetologischen Teams aber auch häufigeren gynäkologischen Kontrollen legten sich anfängliche Unsicherheiten und Zweifel. Hierbei machte es keinen wesentlichen Unterschied, ob die Frauen nur ihre Ernährung umstellen oder auch zusätzlich eine Insulintherapie durchführen mussten. Anders war die Situation bei Frauen mit Migrationshintergrund, je schlechter sie sich in Deutschland integriert fühlten, umso größer waren die negativen psychischen Effekte.

Nach der Entbindung hielt sich nur noch ein kleiner Teil der Frauen an den in der Schwangerschaft durchgeführten gesunden Lebensstil.

Schlussfolgerungen: Um nachteilige psychologische Effekte auf das Erleben einer Schwangerschaft mit Gestationsdiabetes zu vermeiden, sollte sich die Therapie mehr auf die Gesundheitsressourcen der Frauen und die Stärkung der Eigenkompetenz richten.

Individuelle Betreuungskonzepte vor allem für Migrantinnen, müssten mehr Beachtung finden.