Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P14
DOI: 10.1055/s-0033-1347740

Prolongation der Schwangerschaft bei HELLP-Syndrom durch Gabe von Methylprednisolon

Y Liebau 1, D Wertaschnigg 1, C Wohlmuth 1, N Tu 1, VR Jacobs 1, L Rieger 1, T Fischer 1
  • 1SALK und Paracelsus Medizinische Universität (PMU), UK Frauenheilkunde & Geburtshilfe, Salzburg, Oesterreich

Fragestellung: Präeklampsie und HELLP-Syndrom sind schwere Schwangerschaftskomplikationen. Sie führen häufig zu Frühgeburtlichkeit mit erhöhter neonataler Morbidität und Mortalität. Während Schwangerschaften mit Präeklampsien im Bereich der Frühgeburtlichkeit häufig prolongiert werden können, führt die Diagnose HELLP in der Regel zu einem international heterogenen klinischen Vorgehen. Durch die Gabe von Glukokortikosteroiden können Schwangerschaften mit HELLP-Syndrom um einige Tage verlängert werden. Die Effektivität einer Steroid-Therapie wurde auf die Dauer der Schwangerschaftsprolongation untersucht.

Methodik: Retrospektive Auswertung einer konsekutiven Fallserie von HELLP-Syndrom ≤34+2 SSW in einem Perinatalzentrum Level I im Zeitraum von 10/2007 bis 12/2012. Als Vergleichsgruppe diente eine Fallserie von schweren Präeklampsien. Identifikation aller Patienten anhand der Dokumentation in Geburtenbuch und Falllisten. Einschlusskriterium für die HELLP-Syndrome war eine Leitlinien-konforme Diagnose HELLP sowie mindestens eine therapeutische präpartale Gabe von Methylprednisolon (Urbason®) 32 mg i.v./d. Es wurden n = 27 Fälle identifiziert, wovon bei n = 25 Daten aus den Patientenakten entnommen wurden; alle Akten waren vollständig bis auf n = 2 (Ausschlusskriterium). Definiert wurde die Dauer der Schwangerschaftsprolongation als Zeitraum von Erstdiagnose zu Entbindungszeitpunkt [d].

Ergebnisse: Es wurden n = 11 Fälle von HELLP und n = 16 Präeklampsie ausgewertet. Die HELLP-Patientinnen waren Ø 32,1 (21 – 43) Jahre alt und bei Erstdiagnose HELLP zwischen 24+5 – 34+2 SSW (Ø 29+6). Die Präeklampsie-Patientinnen waren Ø 30,9 (20 – 38) Jahre alt und bei Erstdiagnose Präeklampsie zwischen 25+5 – 33+3 SSW (Ø 30+0). Bei HELLP-Patientinnen konnte durch die Gabe von Methylprednisolon eine Schwangerschaft um 4 Tage (median; Ø 4,9 Tage, Range: 0 – 16 Tage) verlängert werden. Bei Präeklampsie konnte eine Schwangerschaft um ebenfalls 4 Tage (median; Ø 6,2 Tage, Range: 0 – 19 Tage) verlängert werden. Die Verbesserung aller laborchemischen Veränderungen korrelierte im engen zeitlichen Zusammenhang mit der ersten Steroidgabe.

Schlussfolgerung: Das HELLP-Syndrom konnte durch Methylprednisolon-Gabe im Median um 4 Tage verlängert werden. Die Studie zeigt, dass das HELLP-Syndrom analog zur Präeklampsie nicht in jedem Fall eine umgehende Entbindung zur Folge haben muss. Inwieweit das fetale Outcome durch die Schwangerschaftsprolongation beeinflusst wird, konnte nicht beurteilt werden. Dies könnte in prospektiv randomisierte Studien untersucht werden.