Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2013; 10 - A41
DOI: 10.1055/s-0033-1347576

Sekundärer Wiederaufbau der Brust nach Mastektomie: was wissen, erwarten und wollen Brustkrebspatientinnen

U Güth 1, 2, 3, ME Myrick 4, M Haug 5, DJ Schaefer 5, U Simmen 6, AM Lardi 5
  • 1Kantonsspital Winterthur, Frauenklinik, Klinik für Gynäkologie
  • 2Kantonsspital Winterthur, „Brustzentrum SenoSuisse“
  • 3Universitätsspital Basel, Frauenklinik, Abt. für Gynäkologie und Gyn. Onkologie
  • 4Inselspital Bern, Universitätsklink für Kinderchirurgie
  • 5Universitätsspital Basel, Abt. für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
  • 6Schötzau & Simmen Institut für Biomathematik, Basel, Schweiz

Zielsetzung: Nach einer Mastektomie lassen nur etwa ein Viertel der Brustkrebspatientinnen einen sekundären Wiederaufbau der Brust vornehmen. Dieses könnte daran liegen, dass a) die Patientinnen über die Möglichkeiten eines Aufbaus nur unzureichend informiert sind und b) sich eine Vielzahl von Patientinnen relativ rasch mit dem veränderten Körperbild arrangiert.

Material & Methoden: 101 mastektomierte Mammakarzinompatientinnen nahmen in einem 16 Punkte enthaltenden Fragebogen Stellung bezüglich ihrer Einstellung zur Brustrekonstruktion sowie über ihre Erfahrungen und Erwartungen hinsichtlich ärztlicher Aufklärung. 26 Patientinnen hatten einen Wiederaufbau der Brust vornehmen lassen.

Ergebnisse: Nahezu alle Befragten (97%) wurden über Möglichkeiten der Brustrekonstruktion informiert. 39,5% der Befragten gaben aber an, daran nie interessiert gewesen zu sein; ältere Patientinnen zeigten sich dabei vor allem desinteressiert (odds ratio 1,8 1,95% CI: 1,04 – 3,16; p = 0,033). Mit zunehmender Zeit empfanden die Patientinnen die Verletzung des Körperbildes als weniger schwerwiegend. Dieses galt in ähnlicher Weise für Frauen nach Brustrekonstruktion (paired t-test: -2,12; 95% CI, -2,82, -1,41; p > 0,001) wie auch für Frauen, die keine Rekonstruktion durchführen liessen (-1,10; 95% CI, -1,52, -0,64; p < 0,001). Von 63 Frauen, die auch in Zukunft keine Rekonstruktion wünschten, waren 28 (44,4%) mit dem Zustand nach Mastektomie zufrieden; 30 Frauen (47,6%) gaben Gründe zur bisherigen Nichtdurchführung eines Wiederaufbaus an, die möglicherweise durch eine ausführliche Beratung korrigiert oder entkräftet werden könnten.

Zusammenfassung: Die geringe Inanspruchnahme der Möglichkeiten des Wiederaufbaus scheint nicht durch mangelnde Information bedingt zu sein. Die Mehrzahl der Patientinnen überwinden rasch ihre negativen Gefühle nach der Brustentfernung und sind dann nur noch bedingt an einem Wiederaufbau interessiert. Ambivalente Patientinnen sollten aber in einem ausführlichen Gespräch die Möglichkeit erhalten, Fragen zum Wiederaufbau der Brust zu klären.