Z Gastroenterol 2013; 51 - A37
DOI: 10.1055/s-0033-1347412

Reizdarmsyndrom und psychische Störungen – Langzeiterfolg einer bauchgerichteten Gruppenhypnose

JM Peter 1, 2, US Tran 2, M Michalski 1, G Moser 1
  • 1Medizin. Universität Wien, Innere II I, Abt. f. Gastroenterologie und Hepatologie, Wien, Austria
  • 2Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Wien, Austria

Einleitung und Fragestellung: Eine auf den Bauch gerichtete Gruppen-Hypnose-Therapie (GHT) ist auch bei schwerem Reizdarmsyndrom (RDS) wirksam. Dies wurde in einer Langzeitstudie (Moser et al, Am J Gastroenterol 2013) belegt. Dabei wurden aber PatientInnen mit schweren psychischen Störungen ausgeschlossen, weil diese angeblich weniger von einer Hypnose profitieren. RDS ist jedoch häufig mit psychischen Komorbiditäten assoziiert, insbesondere bei PatientInnen in gastroenterologischen Zentren. Fragestellung der vorliegenden Studie war, ob a) auch ReizdarmpatientInnen mit psychiatrischer Vorgeschichte, Angst oder Depression von der GHT profitieren und ob b) GHT mit größeren psychischen Bewältigungsressourcen (Resilienz) einhergeht.

Methode: nA = 37 ReizdarmpatientInnen aus der gastroenterologischen Psychosomatikambulanz, davon 26 (70%) mit psychiatrischer Vorgeschichte und/oder aktuell psychischer Komorbidität, nahmen an 7 – 10 Sitzungen einer GHT teil. Vor der ersten, fünften und letzten Sitzung wurde Lebensqualität, körperliches und seelisches Befinden (visuelle Analogskalen, 0 = extrem schlecht, 100 = ausgezeichnet) sowie affektive Belastung (Hospital Anxiety and Depression Scale, HADs) erhoben. Bei einer Nachuntersuchung (NU, durchschnittlich 10,3 Monate) wurde zusätzlich der RDS-Schweregrad (IBS-SSS) und Resilienzfaktoren (Selbstwirksamkeitserwartung, Soziale Unterstützung, Kognitive Emotionsregulation, Humor und Neurotizismus) erfasst. Alle Variablen wurden auch an einer vergleichbaren Querschnittskontrolle (nB = 37 RDS-PatientInnen derselben Ambulanz), welche (noch) keine GHT erhielten, erhoben.

Ergebnisse: Im Vergleich vor der GHT zeigte sich bei der NU eine signifikante Besserung im körperlichem Befinden (Mittelwert: 33,8 vor GHT vs. 57,3 bei NU; p < 0,001), Lebensqualität (38,3 vs. 58,9; p < 0,001) und seelischem Befinden (VAS: 43,0 vs. 57; p < 0,01). Ebenso verminderten sich Angst (HADs: 9,8 vor GHT vs. 7,45 bei NU; p < 0,001) und Depression (6,6 vs. 5,0; p < 0,01). Trotz der psychischen Komorbidität profitierten 30 (81%) der PatientInnen von der GHT. Diese TherapieansprecherInnen hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant niedrigeren RDS-Schweregrad sowie höhere Resilienz (p < 0,001).

Diskussion: Gruppenhypnose stellt auch bei vorliegenden psychischen Komorbiditäten eine lohnende Therapieoption für RDS-PatientInnen dar. Geringere RDS-Schwere und höhere Resilienz in der Therapiegruppe weisen in Richtung verbesserter Krankheitsverarbeitung.