Die Acoeruloplasminämie (ACP) ist eine seltene autosomal rezessive neurodegenerative Erkrankung mit Eisenakkumulation in Gehirn und Leber. Symptome umfassen Bewegungsstörungen, retinale Degeneration und Diabetes Mellitus. Wir berichten über Genetik und klinische Präsentation zweier Familien mit neuen Coeruloplasmin (CP) Mutationen.
Der Indexfall (37a) aus Familie 1 präsentierte sich mit erhöhtem Serumferritin (1762 µg/l), niedrigem Serumeisen (5,2 µmol/l) und einer Transferrinsättigung von 9%. Das CP im Serum war nicht messbar. Abgesehen von einer GPT von 119 U/l waren alle übrigen Laborwerte unauffällig. Das MR ergab eine signifikant reduzierte pankreatische und hepatische T2* Relaxationszeit (2,9 ms, normal 18 – 30 ms), einer Lebereisenkonzentration von 4,5 – 5,0 mg/g entsprechend; weiters fand sich eine Eisenakkumulation in den Basalganglien, der Substantia Nigra und den N. dentate des Kleinhirns. Die Leberbiopsie bestätigte eine Eisenablagerung ohne Fibrose. Neurologisch war der Patient unauffällig, ebenso lag kein Diabetes mellitus vor. Die Sequenzierung des CP Genes ergab eine Compound-Heterozygotie für die Mutationen c.1007T>C p.Leu336Pro und c.599G>T p.Cys200Phe in cis mit c.607+1delG auf anderen Allelen.
Der Indexfall (57a) aus Familie 2 präsentierte sich mit vergleichbarer Hyperferritinämie, niedrigem Serumeisen, nicht nachweisbarem CP und einer GPT von 54 U/l. Bei dem Patienten bestand eine chronische hypochrome Anämie (Hämoglobin 13,2 g/dl und MCV 78 fl). Ebenso lag eine cerebrale und hepatische Eisenablagerung ohne Fibrose vor. Wie Indexfall 1 fehlten neurologische Symptome und ein Diabetes mellitus. Ein älterer Bruder hatte vergleichbare biochemische Veränderungen und Diabetes seit 5 Jahren. Eine Sequenzierung ergab das homozygote Vorliegen der bisher unbeschriebenen CP Gen Splice-Site Mutation c.1864+G>A. Diese beiden Fälle illustrieren, dass die Diagnosestellung einer ACP bereits im asymptomatischen Stadium vor dem Entstehen neurologischer Symptome oder eines Diabetes möglich ist. Leitbefunde sind eine unerklärte hypochrome Anämie, Hyperferritinämie und eine erniedrige Transferrinsättigung. Die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen zeigen, dass ACP Patienten typischerweise „private“ Mutationen aufweisen, deren Interpretation Segregationsstudien und funktionelle Analysen erfordert.