Z Gastroenterol 2013; 51 - A5
DOI: 10.1055/s-0033-1347380

Rezidivierende Sigmadivertikulitis bei einer 71-jährigen Patientin mit vordiagnostizierter Colitis ulcerosa

C Bunte 1, M Sanin 1, A Kirchgatterer 1, G Stiendl 1
  • 1V. Interne, Klinikum Wels Grieskirchen, Grieskirchen, Austria

Einleitung: Das Auftreten einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) im höheren Lebensalter ist häufiger als früher vermutet. Die wahre Inzidenz hängt von einer klaren Differentialdiagnose gegenüber anderen entzündlichen Prozessen ab (wie ischämische Kolitis und NSAR-Kolitis). Wir berichten über eine Patientin (Pat.) mit Colitis ulcerosa (CU) und rezidivierender Sigmadivertikulitis. Klinischer Verlauf: Bei einer jetzt 71-jährigen Pat. wurde im März 2010 endoskopisch und histologisch eine CU diagnostiziert (E3 nach der Montrealklassifikation), das Maximum der Läsionen (Ulcera, Schleimhautblutungen) fand sich im Sigma und Colon transversum. Es wurde mit 5-ASA Klysmen und 5-ASA oral begonnen. Im Februar 2011 wurde die Pat. wegen eines akuten Schubs mit 6 – 8 blutig-schleimigen Stühlen hospitalisiert, endoskopisch zeigte sich eine Zunahme der Ulcera. Orales Prednisolon, Ciprofloxacin und Metronidazol wurden verabreicht. Eine anti-TNF-Therapie wurde von der Patientin abgelehnt, es wurde eine Immunsuppression mit Azathioprin begonnen und Prednisolon ausgeschlichen. Im November 2011 erfolgte eine stationäre Aufnahme wegen einer Sigmadivertikulitis mit endoskopischem Nachweis einer entzündlichen Sigmastenose, nach parenteraler antibiotischer Therapie Entlassung mit reduzierter Azathioprindosis bei Leukopenie. Für die nächsten 10 Monate entzog sich die Pat. weiteren Kontrollen. Im September 2012 wurden bei neuerlichem Schub 5-ASA Klysmen rezeptiert, Azathioprin weitergeführt. Eine Anti-TNF-Therapie oder Coloskopie wurde von der Pat. abgelehnt. Im Oktober 2012 erfolgte die Hospitalisation wegen einer abszedierenden Sigmadivertikulitis. Mittels parenteraler Antibiotikatherapie und Drainage gelang die klinische Stabilisierung, die elektive Sigmaresektion fand im Dezember 2012 statt. Postoperativ wurde extern Azathioprin nicht wieder eingeleitet. Zuletzt blieb die Pat. unter Mesagran (3 g täglich) in Remission. Schlussfolgerung: Die Erstdiagnose einer CED ist beim älteren Pat. keine Seltenheit. Die Therapieoptionen entsprechen denen der jüngeren Pat. Es muss aber mit einer erhöhten Komorbidität durch andere, auch gastrointestinale Erkrankungen gerechnet werden. Insbesonders kann die Divertikelerkrankung den klinischen Verlauf der CED komplizieren. Daher sollte vor jeder Therapieeskalation beim älteren Pat. eine endoskopische Evaluierung veranlasst werden.