Laryngorhinootologie 2013; 92(07): 447
DOI: 10.1055/s-0033-1347270
Editorial
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Kommentar der Schriftleitung

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O. Guntinas-Lichius
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Publication Date:
03 July 2013 (online)

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O. Guntinas-Lichius

Liebe Leserinnen und Leser,

in diesem Juli-Heft der LRO erwartet Sie eine Auswahl klinisch-praktischer und wissenschaftlicher Themen. Den Auftakt macht die Rubik „Referiert und Diskutiert“. Diese beschäftigt sich mit dem Einfluss der Art der Lagerung bei Nasennebenhöhlenoperationen auf die Sichtverhältnisse und das Blutungsrisiko. In Übereinstimmung mit den Studienergebnissen kommen auch die Diskutanten zu dem Schluss, dass die reverse Trendelenburg-Lagerung das Blutungsrisiko verringert und die Sicht bei moderner Nasennebenhöhlenchirurgie verbessert. Der zweite Beitrag in der Diskussion beschäftigt sich mit der Kompensation von Störungen des Vestibularorgans. Auch hier sind sich die Experten in der Diskussion mit den Studienergebnissen einig: Ein Rehabilitationstraining fördert und beschleunigt die Kompensation der Störung. Gut geeignet ist zum Beispiel ein Neurofeedback-Training, wie es die LRO im Oktober 2012 dargestellt hat [1].

Die optische Biopsie ohne Probenentnahme ist ein großes aktuelles Thema für die Diagnostik von Kopf-Hals-Tumoren. Die Arbeitsgruppe um A.O.H. Gerstner aus Bonn und Marburg stellen als „Übersicht“ den Stand der Technik für das „Hyperspectral Imaging“ dar. Das Verfahren kann mit Endoskopie und Mikroskopie kombiniert werden und erlaubt eine Untersucher-unabhängige Klassifizierung des Gewebes, zum Beispiel zur Detektion von Tumoren. Entscheidend für die Einführung in die Klinik wird sein, dass die Systeme zukünftig dem HNO-Arzt Echtzeitinformationen zum Gewebe direkt bei der Untersuchung liefern.

Die Originalarbeit Akzeptanz und Qualität der Kolumellanarbe nach offener Septorhinoplastik von M. Scheithauer et al. aus Ulm beschäftigen sich mit einem wichtigen Problem im Alltag des Rhinochirurgen – dem Stellenwert der Kolumella-Narbe nach offener Septorhinoplastik für den Patienten. Die retrospektive Studie an 61 Patienten zeigt, dass die Unscheinbarkeit dieser Narbe für die Patienten sehr wichtig ist.

Eine Arbeitsgruppe aus Bonn und Essen beschäftigte sich in einem Zellkulturexperiment mit dem Thema: Genexpressionsmuster mesenchymaler Stammzellen: ein ungelöster Aspekt in der regenerativen Medizin. An mesenchymalen Stammzellen aus der Ohrspeicheldrüse konnten immunologisch wichtige Signalwege nach Induktion einer Entzündung erstmalig beschrieben werden. Das Thema ist bedeutsam, da die mesenchymalen Stammzellen das Zugpferd zu werden scheinen in der regenerativen Medizin, ähnlich der Bedeutung von Stammzellen in der Biologie und Therapie von Kopf-Hals-Tumoren [2].

Zurück zur alltäglichen Praxis kommen wir mit dem Thema: Marketing in der HNO-Praxis, einer Originalarbeit aus Aachen. 115 niedergelassene HNO-Ärzte wurden zu Marketingstrategien befragt. Interessanterweise beschäftigt sich noch weniger als die Hälfte der Kollegen, nämlich 44% intensiv mit dem Thema.

Der erste der beiden „interessanten Fälle“ beschäftigt sich mit dem sicherlich häufig übersehenden, aber potentiell lebensbedrohlichen Problem einer Pneumonie aufgrund einer Schluckstörung. Derartige Schluckstörungen sind ein imminentes Pro­blem moderner Radiotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren [3]. Die Bedeutung der Bildgebung zur Abgrenzung von Epidermoidzysten von Cholesteatomen des Felsenbeins wird in dem zweiten Fall beleuchtet.

Die Gutachten-Experten Michel und Brusis beschäftigen sich mit: CI-Implantation bei einseitig Ertaubten: Muss die Krankenkasse die Kosten übernehmen? Sind die Auseinandersetzungen mit den Kostenträgern bei den beidseitig ertaubten Patienten inzwischen selten geworden, so bedeutet die Implantation bei einseitig Ertaubten viel Schriftverkehr und häufig auch Widerstand bei den Kos­tenträgern. Die Gutachten-Praxis beleuchtet wichti­ge Aspekte für die Argumentation an Fallbeispielen. In diesem Zusammenhang lege ich Ihnen ans Herz sich noch einmal den Artikel zum Standard der Bildgebung bei CI-Implantation anzusehen [4].

Noch ein heißes Thema bei der CME-Fortbildung, nämlich die Patientenaufklärung und Behandlungsdokumentation – Gesetzentwurf zur Verbesserung der Rechte von Patientinnen und Patienten, das sogenannte Patientenrechtegesetz. Ein Richter und ein Augenarzt geben eine Übersicht zu dem Gesetz und formulieren Empfehlungen zur Umsetzung in der Praxis. Nachdem sich bereits 2010 die Informationspflicht für Ärzte und Krankenhäuser verändert haben, werden nun auch einseitig die Pflichten bei der Aufklärung von Behandlungen verschärft [5].

Ihr

Professor Dr. med. O. Guntinas-Lichius

Schriftleitung LRO

 
  • Literatur

  • 1 Dinh TAD, Sparrer I, Westhofen M. Tipps und Tricks: Vestibuläre Rehabilitation mit Neurofeedback-Training mittels eines Diagnostiksystems. Laryngo-Rhino-Otol 2012; 91: 614-616
  • 2 Wollenberg B. Bedeutung von Stammzellen in der Biologie und Therapie von Kopf-Hals-Karzinomen. Laryngo-Rhino-Otol 2011; S110-S119
  • 3 Dietzsch S, Melzer R, Boehm A, Wolf U, Kortmann R, Fuchs M. Schluckstörungen nach Kopf-Hals-Tumor­therapie und die Möglichkeiten der IMRT. Laryngo-Rhino-Otol 2011; 90: 657-662
  • 4 Aschendorff A. Imaging bei Cochlear-Implant-Patienten. Laryngo-Rhino-Otol 2011; 90: S16-S21
  • 5 Wienke A. Neue Informationspflichten bei nicht kurativen Leistungen ab dem 12.05.2010 für Ärzte und Krankenhäuser. Laryngo-Rhino-Otol 2011; 90: 102