In seltenen Fällen können Erkrankungen des Omentum majus Ursache einer akuten abdominellen
Schmerzsymptomatik sein. Diese Diagnose wird immer noch häufig erst intraoperativ
gestellt.
Eine primäre Torsion erfolgt durch Rotation eines Netzteils an einem Fixpunkt. Als
prädisponierende Faktoren werden Anomalien der Netzkontur, irreguläre Netzgefäße,
mechanische Alteration, Husten und körperliche Überanstrengung angesehen. Die Torsion
bedingt meist eine Verlegung der venösen omentalen Gefäße, in der Folge einen Rückstau
des Blutes mit Ödem, später eine Ischämie und Nekrose. Als Komplikationen sind sanguinolenter
Aszites sowie eine aseptische Peritonitis möglich.
Die sekundäre Torsion erfolgt durch Rotation eines Netzteils zwischen seiner Basis
und einem zweiten Fixpunkt. Hierfür kommen in erster Linie vorbestehende Pathologien
wie Tumoren, Zysten, Entzündungen, Narbengewebe, Hernien oder eine Peritonealkarzinose
in Betracht.
Die Diagnose sollte idealerweise anhand nicht-invasiver Untersuchungen und hier speziell
einer Computertomografie gestellt werden. Hierbei finden sich häufig charakteristische
Zeichen der Omentumtorsion. Daneben können gleichzeitig eventuell vorhandene Primärtumore
oder sekundäre Raumforderungen des Omentums detektiert werden.
In vorgestelltem Fall wirkte die Raumforderung in axialer wie in koronarer Projektion
initial wie ein Lipom, aufgrund des verdrängenden Wachstums wurde auch ein Liposarkom
oder ein Pseudomyxoma peritonei erwogen. In sagittaler Projektion fiel dann jedoch
die für eine omentale Gefäßtorquierung typische, zentral spiralförmige Struktur auf
(„whirl sign“).
Lernziele:
Primäre Erkrankungen des großen Netzes sind insgesamt selten, sollten jedoch bei der
Differenzialdiagnose von akuten Abdominalbeschwerden oder Raumforderungen unklarer
Genese in Betracht gezogen werden. Eine invasive Diagnostik kann vielen Patienten
durch eine CT-Untersuchung erspart werden, wenn dem Befunder die typischen Zeichen
bekannt sind.
Korrespondierender Autor: Schmidt SA
Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie,
Albert-Einstein-Allee 23, 89081 Ulm
E-Mail: stefan-a.schmidt@gmx.de
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