Rofo 2013; 185 - WI_PO45
DOI: 10.1055/s-0033-1346642

Kumulatives Strahlenrisiko von Patienten mit ischämischen Herzerkrankungen durch diagnostische und interventionelle Strahlenanwendungen

G Brix 1, M Berton 2, E Nekolla 1, U Lechel 1, A Schegerer 1, T Süselbeck 3, C Fink 2
  • 1Bundesamt für Strahlenschutz, Medizinischer und beruflicher Strahlenschutz, Oberschleißheim
  • 2Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin, Mannheim
  • 3Klinik für Innere Medizin, Abteilung für Kardiologie, Mannheim

Ziele: Geschlechts-, alters- und organspezifische Ermittlung und Bewertung der kumulativen Strahlenexposition sowie des daraus resultierenden Strahlenrisikos von Patienten mit ischämischen Herzerkrankungen (IHK) durch diagnostische und interventionelle Strahlenanwendungen. Methode: Für 1219 IHK-Patienten wurden sowohl personen- als auch untersuchungsbezogene Daten aus dem KIS/RIS eines großen Universitätsklinikums extrahiert. Für jeden Patienten wurden die kumulativen Organdosen sowie die korrespondierende effektive Dosis für alle Bildgebungsprozeduren berechnet, die 3 Monate vor und 12 Monate nach Festlegung der Entlassungsdiagnose durchgeführt wurden. Basierend auf den ermittelten Organdosiswerten wurde schließlich unter Verwendung geschlechts-, alters- und organspezifischer Strahlenrisikomodelle (BEIR VII) das zusätzliche Lebenszeitrisiko abgeschätzt, im weiteren Verlauf des Lebens an einem strahleninduzierten Tumor zu erkranken. Ergebnis: Im Mittel wurden in den 15 Monaten 3,2 Prozeduren pro Patient durchgeführt. Am häufigsten waren Röntgenaufnahmen (52,4%) gefolgt von Herzkatheteruntersuchungen und Koronarinterventionen (41,3%), CT-Scans (3,9%) und Myokard-SPECT-Untersuchungen (2,3%). 87% der effektiven Dosis resultierte aus den Herzkatheteruntersuchungen und Koronarinterventionen. Das Maximum der effektiven Dosis und des zusätzlichen Lebenszeitrisikos lag bei 95 mSv bzw. 0,9%. Beide Größen waren bei Männern im Vergleich zu Frauen signifikant höher (im Mittel 13,3 vs. 10,3 mSv bzw. 0,09 vs. 0,07%). Im Gegensatz zur effektiven Dosis nahm das zusätzliche Krebsrisiko für beide Geschlechter signifikant mit zunehmendem Alter ab. Schlussfolgerung: Obwohl die betrachteten IHK-Patienten zum Teil einer relativ hohen Strahlenexposition ausgesetzt waren, ist das resultierende strahleninduzierte Krebsrisiko aufgrund ihres höheren Alters sowohl im Vergleich zum Spontanrisiko an Krebs zu erkranken als auch zum Nutzen aus den durchgeführten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen als gering zu bewerten.

Korrespondierender Autor: Brix G

Bundesamt für Strahlenschutz, Medizinischer und beruflicher Strahlenschutz, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Oberschleißheim

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