Rofo 2013; 185 - VO207_4
DOI: 10.1055/s-0033-1346301

Brauchen wir noch eine orale Kontrastierung für abdominelle MSCT-Untersuchungen? Erste Studienergebnisse

S Kammerer 1, A Knauer 1, B Buerke 1, W Heindel 1, R Koch 2, J Wessling 1
  • 1Uniklinik Münster, Institut für klinische Radiologie, Münster
  • 2Universität Münster, Institut für Biometrie und Klinische Forschung (IBKF), Münster

Ziele: Bestimmung des Einflusses der oralen Kontrastierung (positive, negative oder keine) auf die diagnostische Aussagekraft von Abdomen-CTs. Methode: 1800 MSCT-Datensätze des Abdomens (1,5 mm Schichtdicke, 85 s scan-delay) wurden in die Studie eingeschlossen und in 3 Gruppen kategorisiert: A. positive Darmkontrastierung mit Bariumsulfat (n = 613), B. negative Kontrastierung mit Wasser (n = 602), sowie C. keine Kontrastierung (n = 585). Die Auswertung erfolgte durch zwei Radiologen unabhängig voneinander. Bewertet wurde neben der segmentalen Abgrenzbarkeit des Darms der Einfluss der oralen Kontrastierung auf Diagnosestellung und -sicherheit mittels dreistufiger Konfidenzskalen. Im Falle spezieller Darmpathologien wurde die Güte der Abgrenzbarkeit entsprechender Pathologien (z.B. mukosales Hyperenhancement) erfasst. Für die statistische Auswertung wurden die 1800 Datensätze den fünf klinisch relevanten Bereichen Onkologie, Entzündung, Vaskulär, Trauma und GI-Pathologie zugeordnet. Ergebnis: Insgesamt war die Form der oralen Vorbereitung ohne signifikanten Einfluss auf die Abgrenzbarkeit der Darmsegmente (p>0,05). Der Einfluss der Darmkontrastierung auf die Diagnosestellung war in allen Gruppen sehr gering (1746/1800; 97%) ohne signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen (p>0.05). In der Subgruppe Entzündung zeigte sich bei der Diagnostik von mesenterialen Abszessen und Fisteln ein signifikanter Nachteil der negativen bzw. fehlenden Kontrastierung gegenüber der positiven Kontrastierung. Schlussfolgerung: Die vorläufigen Ergebnisse zeigen keinen relevanten Einfluss der oralen Kontrastierung auf Diagnosestellung und -sicherheit bei CT Untersuchungen des Abdomens. Die weit verbreitete positive orale Kontrastierung des Darms könnte damit durch eine orale Kontrastierung mit Wasser ersetzt werden. Ob gänzlich auf eine orale Kontrastierung verzichtet werden kann, muss die abschließende Auswertung zeigen. Bei vermuteten Entzündungsprozessen oder Fistelbildungen ist eine positive orale Kontrastierung weiterhin indiziert.

Korrespondierender Autor: Kammerer S

Uniklinik Münster, Institut für klinische Radiologie, Albert-Schweitzer-Campus 1, 48149 Münster

E-Mail: sara.kammerer@ukmuenster.de