Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0033-1346186
Hat die Pathologie schon Möglichkeiten Überdiagnosen zu vermeiden
Überdiagnostik ist die Extremvariante des „lead time bias“ mit Entdeckung von Mammakarzinomen, die während des weiteren Lebens der betroffenen Frau asymptomatisch bleiben. Weder Mortalitätsreduktion noch Überdiagnostik lassen sich allein durch „Downstaging“ erklären. Im Screening werden Tumoren mit prognostisch günstigen biologischen Tumoreigenschaften (niedriger histologischer Grad, niedrige Proliferation, positiver Rezeptorstatus, fehlende Her2 Expression, luminaler molekularer Subtyp) und geringem Metastasierungspotential bevorzugt entdeckt (bis zu 75%). Zugleich ist bei diesen biologisch geringer aggressiven Luminal A und B Tumoren der prognoseverbessernde Effekt der Früherkennung weit stärker als bei den übrigen Subtypen (Her2+, triple negativ) und führt zur Mortalitätssenkung. Allerdings gehören auch alle Überdiagnosen dem Luminal A Subtyp an. Überdiagnosen sind bisher nur ex post und als Gruppe definierbar. Derzeit ist eine Überdiagnose zum Zeitpunkt der histologischen Sicherung mit keiner Methode von einem Karzinom mit lebensbedrohlichem Progress zu unterscheiden. Überdiagnosen werden deshalb wie alle Karzinome therapiert – allerdings ohne Benefit für die Patientin (Übertherapie). Die Vermeidung eines großen Teils von Übertherapien wie Mastektomien bei Patientinnen mit Tumoren unter 20 mm, von axillären Dissektionen in Niedrigrisikosituationen und vor allem von Chemotherapien bei Luminal A Tumoren mit 0 bis 3 Lymphknotenmetastasen ist allerdings heute schon möglich, wenn die erforderlichen Aussagen zu Staging und Tumorbiologie im Pathologiebefund enthalten und zur Therapieentscheidung genutzt werden.
Lernziele:
-
Pathologische Charakteristika Screening-detektierter Karzinome
-
Pathologische Charakteristika überdiagnostizierter Karzinome
-
Einfluss des Downstaging auf Mortalität und Überdiagnose
-
Einfluss der Tumorbiologie auf Mortalität und Überdiagnose
-
Erkennung von Überdiagnosen zum Detektionszeitpunkt?
-
Vermeidung von Übertherapie zum Detektionszeitpunkt
Korrespondierender Autor: Decker T
Dietrich Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg, Institut für Pathologie, Salvador Allendestraße 30, 17036 Neubrandenburg
E-Mail: thomas.decker@bonhoeffer-klinikum-neubrandenburg.de