Zusammenfassung
Hintergrund: Mehr als 3 Jahre nach Veröffentlichung der S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie
des Lungenkarzinoms ist die Datenlage zum Umsetzungsgrad von Leitlinienempfehlungen
unzureichend. Ziel dieser Arbeit ist die Analyse der Umsetzung der empfohlenen Algorithmen
zur First-Line-Therapie.
Patienten und Methoden: Es wurden retrospektiv sämtliche Patienten ermittelt, die im Zeitraum Januar 2010
bis Dezember 2011 mit der Erstdiagnose eines nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms am
Diakoniekrankenhaus Halle/Saale eine First-Line-Therapie erhielten. Anhand der Krankenakten
wurden demographische Daten, Tumorstadium, Zeitpunkt der Erstdiagnose sowie Daten
zur Erstlinientherapie ermittelt. Die Einordnung der Patienten in die Gruppen „leitliniengerechte
Behandlung“ und „von der Leitlinie abweichende Behandlung“ erfolgte stadienabhängig
anhand der jeweiligen Algorithmen aus dem Leitlinienkapitel „Therapie des nicht-kleinzelligen
Lungenkarzinoms“.
Ergebnisse: 126 von 148 untersuchten Fällen (85 %) wurden den Leitlinienempfehlungen entsprechend
therapiert. 22 Fälle (15 %) erhielten eine von den Empfehlungen abweichende Erstlinientherapie.
Als Begründungen für abweichende Therapieschemata konnten die Untergruppen „Reduzierter
Allgemeinzustand“, „Technische Faktoren“, „Patientenentscheidung“ sowie „Sonstige“
ermittelt werden.
Schlussfolgerungen: Bezogen auf das analysierte Patientenkollektiv besteht mit 85 % ein starker Durchsetzungsgrad
der Leitlinienempfehlungen im Beobachtungszeitraum. Andererseits zeigt die Studie,
dass nicht jeder individuelle Fall der komplexen Lungenkrebserkrankung durch die Leitlinie
abgebildet werden kann. Diese Tatsache bedingt ein ausgeprägt heterogenes Begründungsspektrum
für das Abweichen von Therapieempfehlungen. Zukünftig sind weiterführende Studien
und Analysen vor allem zur Entwicklung und Optimierung hausinterner Standards zur
Behandlungsqualität bezüglich der geltenden Leitlinien notwendig.
Abstract
Background: More than three years since the release of the german guideline for the prevention,
diagnosis, treatment and follow-up of lung cancer the database in terms of the implementation
of guideline recommendations is deficient. The aim of this article is to analyze the
implementation of the recommended algorithms for first-line therapy of non-small cell
lung cancer.
Patients and Methods: On the basis of the patients records we determined all cases of newly diagnosed non-small
cell lung cancer which received a first-line therapy at the Diakoniekrankenhaus Halle/Saale
between January 2010 and December 2011. The demographic data, tumor stage, time of
diagnosis and performed first-line therapy were documented. Each case was assigned
to the groups “guideline-adherent treatment” or “deviation from guideline recommendation”
in dependency of its tumor stage. For this assignment the corresponding algorithms
from guideline chapter “Therapy of non-small lung cancer” were used.
Results: A total of 126 from 148 cases (85 %) received guideline-adherent treatment. Deviation
from guideline recommendation was found in 22 cases (15 %). The categories “poor performance
status”, “technical factors”, “patient decision” and “others” were determined as the
main reasons for non guideline-adherent treatment.
Conclusions: Based on the analyzed population this study determined a high grade of guideline
adherence at the period of investigation. Otherwise it shows that guideline recommendations
cannot include each individual factor of the complex lung cancer disease. It could
be found a wide range of reasons for deviation from the guideline recommendations.