Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38 - O_06
DOI: 10.1055/s-0033-1343668

Erfassung der physischen Aktivität anhand des International Physical Activity Questionnaire (IPAQ) bei Tumorpatienten während der Chemotherapie

C Korn 1, N Stobäus 1, K Norman 1
  • 1Med. Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie (einschl. AB Ernährungsmedizin), Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland

Einleitung: Tumorpatienten leiden während der Chemotherapie häufig unter einem Verlust der physischen Funktionalität.

Ziele: Die vorliegende Studie untersucht, inwiefern ein Zusammenhang zwischen der Selbsteinschätzung der Aktivität der Patienten mittels des IPAQs und den gemessenen funktionellen Parametern, dem Ernährungszustand sowie der Lebensqualität besteht.

Methoden: Der Ernährungszustand wurde anhand des Patient-Generated Subjective Global Assessment ermittelt und die Lebensqualität mit dem validierten Fragebogen EORTC QLQ-C30 erhoben. Zur Erfassung der körperlichen Aktivität und Bestimmung der Aktivitätslevel wurde die Kurzversion des International Physical Activity Questionnaire (IPAQ) eingesetzt, bestehend aus neun Fragen zum Aktivitäts- und Sitzverhalten. Die Messung des funktionellen Zustandes erfolgte anhand des Digimax Dynamometer für die Knieextensionskraft. Der Phasenwinkel wurde mithilfe der Bioelektrischen Impedanzanalyse bei 50 kHz gemessen.

Resultate: 53 Patienten (31 Frauen) unter Chemotherapie mit einem medianen Alter von 65 Jahren (26 – 79 Jahre) wurden rekrutiert. Eine fortgeschrittene Tumorerkrankung zeigte sich bei 67,9% der Patienten. 41 Patienten (77%) wurden als mangelernährt (PG-SGA B oder C) klassifiziert. Mangelernährte wiesen tendenziell häufiger ein niedriges Aktivitätslevel (53,7%) auf, wobei 58,3% der Wohlernährten eine hohe Aktivität angaben (p = 0,052). Die Knieextensionskraft, als Parameter des funktionellen Zustandes, erhöhte sich signifikant mit einem steigenden Aktivitätslevel (niedrig: 16 kg [2,5 – 26 kg]; moderat: 17 kg [10 – 40 kg]; hoch: 21,5 kg [10,5 – 30,5 kg]; p = 0,022). Außerdem wurde ein signifikant höherer Phasenwinkel mit steigendem Aktivitätslevel ermittelt (niedrig 4,1 ° [2,2 – 6,7 °]; moderat 4,6 ° [4,1 – 6,0 °]; hoch 5,2 ° [3,3 – 6,4 °]; p = 0,006). Der Vergleich der verschiedenen Aktivitätslevel bezüglich der Lebensqualität zeigte, dass ein hohes Aktivitätslevel mit einer besseren globalen Lebensqualität (56,3 ± 22,3% vs. 34,3 ± 26,7; p = 0,018), physischen Funktion (77,1± 21,9% vs. 44,5 ± 21,5; p < 0,001) und einer geringer ausgeprägten Fatigue (49,3 ± 21,1% vs. 76,4 ± 27,1; p < 0,001) im Gegensatz zum niedrigen Aktivitätslevel assoziiert war.

Schlussfolgerung: Ein hohes körperliches Aktivitätslevel ist hinsichtlich der Lebensqualität und des Ernährungszustandes für chemotherapierte Patienten von enormer Bedeutung. Der IPAQ, als einfaches Instrument, könnte dazu dienen, Patienten mit einem verringerten Aktivitätslevel zu identifizieren.

Interessenkonflikte: Keine