Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P5_11
DOI: 10.1055/s-0033-1343568

Der fixierte retroflektierte Uterus in der Schwangerschaft mit Entwicklung einer hinteren Sakkulation – ein Fallbericht

A Scheler 1, N Krause 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinikum Meiningen

Hintergrund: Bei etwa 15% Prozent aller Frauen liegt ein retroflektierter Uterus vor. Im Falle einer Schwangerschaft richtet sich der Uterus fast immer im ersten Trimenon spontan auf. Unterbleiben sowohl die spontane Aufrichtung als auch die frauenärztlich durchgeführte manuelle Aufrichtung kann dies gravierende Auswirkungen für den weiteren Schwangerschaftsverlauf und die Entbindung haben. Die Häufigkeit der Entwicklung einer Sakkulation wird mit 1:3000 angegeben.

Fallvorstellung: Eine Erstgravida wurde mit 18+5 SSW wegen des Verdachts auf Zervixinsuffizienz in unsere Klinik eingewiesen. Sonographisch zeigte sich eine schwer einzustellende, stark nach ventral hinter die Symphyse verlagerte Zervix mit einer Länge von etwa 50 mm bei einem retroflektierten Uterus. Der Fet befand sich in Querlage. Wir führten eine manuelle Aufrichtung durch und legten ein Hodge-Pessar ein, das jedoch von der Patientin nicht toleriert und schließlich wieder entfernt werden musste. Der Uterus nahm umgehend wieder die retroflektierte Position ein. Bei den sonographischen und klinischen Kontrollen zeigte sich im weiteren Schwangerschaftsverlauf das Bild einer hinteren Sakkulation. Der Fet drehte sich in der 22. SSW in Schädellage und verblieb so bis zur Geburt. In den folgenden Wochen beklagte die Patientin zunehmende Beschwerden. Es manifestierte sich ein beidseitiger Harnstau III° mit einer passageren Blasenentleerungsstörung. Wegen des starken Druckgefühls nach unten war die Patientin kaum noch mobil, das fetale Köpfchen stand ab der 30. SSW tief im kleinen Becken, mit Leitstelle etwa 2 cm unterhalb der Interspinalebene. Mit 34+0 SSW führten wir die primäre Sectio als Längslaparotomie mit hoher Uterotomie ohne Komplikationen durch. Der innere Muttermund war bis auf etwa eine Handbreit über die Symphyse hochgezogen.

Schlussfolgerung: Der inkarzerierte retroflektierte Uterus in der Schwangerschaft ist ein seltenes Ereignis. In älteren Lehrbüchern wird er jedoch ausführlich mit den Komplikationsmöglichkeiten, vor allem für die Mutter, bis hin zum maternalen Todesfall aufgrund von Urämie und Sepsis beschrieben. Für die Durchführung einer komplikationslosen Entbindung, d.h. einer Sectio caesarea, ist die korrekte präoperative Diagnosestellung mit Beachtung der veränderten Topografie unerlässlich.