Hintergrund: Bei etwa 15% Prozent aller Frauen liegt ein retroflektierter Uterus vor. Im Falle
einer Schwangerschaft richtet sich der Uterus fast immer im ersten Trimenon spontan
auf. Unterbleiben sowohl die spontane Aufrichtung als auch die frauenärztlich durchgeführte
manuelle Aufrichtung kann dies gravierende Auswirkungen für den weiteren Schwangerschaftsverlauf
und die Entbindung haben. Die Häufigkeit der Entwicklung einer Sakkulation wird mit
1:3000 angegeben.
Fallvorstellung: Eine Erstgravida wurde mit 18+5 SSW wegen des Verdachts auf Zervixinsuffizienz in
unsere Klinik eingewiesen. Sonographisch zeigte sich eine schwer einzustellende, stark
nach ventral hinter die Symphyse verlagerte Zervix mit einer Länge von etwa 50 mm
bei einem retroflektierten Uterus. Der Fet befand sich in Querlage. Wir führten eine
manuelle Aufrichtung durch und legten ein Hodge-Pessar ein, das jedoch von der Patientin
nicht toleriert und schließlich wieder entfernt werden musste. Der Uterus nahm umgehend
wieder die retroflektierte Position ein. Bei den sonographischen und klinischen Kontrollen
zeigte sich im weiteren Schwangerschaftsverlauf das Bild einer hinteren Sakkulation.
Der Fet drehte sich in der 22. SSW in Schädellage und verblieb so bis zur Geburt.
In den folgenden Wochen beklagte die Patientin zunehmende Beschwerden. Es manifestierte
sich ein beidseitiger Harnstau III° mit einer passageren Blasenentleerungsstörung.
Wegen des starken Druckgefühls nach unten war die Patientin kaum noch mobil, das fetale
Köpfchen stand ab der 30. SSW tief im kleinen Becken, mit Leitstelle etwa 2 cm unterhalb
der Interspinalebene. Mit 34+0 SSW führten wir die primäre Sectio als Längslaparotomie
mit hoher Uterotomie ohne Komplikationen durch. Der innere Muttermund war bis auf
etwa eine Handbreit über die Symphyse hochgezogen.
Schlussfolgerung: Der inkarzerierte retroflektierte Uterus in der Schwangerschaft ist ein seltenes
Ereignis. In älteren Lehrbüchern wird er jedoch ausführlich mit den Komplikationsmöglichkeiten,
vor allem für die Mutter, bis hin zum maternalen Todesfall aufgrund von Urämie und
Sepsis beschrieben. Für die Durchführung einer komplikationslosen Entbindung, d.h.
einer Sectio caesarea, ist die korrekte präoperative Diagnosestellung mit Beachtung
der veränderten Topografie unerlässlich.