Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P3_5
DOI: 10.1055/s-0033-1343536

Variabilität der Ausprägung eines Noonan-Syndroms in der pränatalen Diagnostik – Darstellung an zwei Fällen

A Fiedler 1, I Schreyer 2, D Schlembach 1, E Schleußner 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung Geburtshilfe
  • 2Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Jena

Einleitung: Das Noonan-Syndrom stellt eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung dar, die mit einer Häufigkeit von 1:1000 – 2500 Lebendgeburten auftritt. Die meisten Fälle dieser Erkrankung treten sporadisch auf und genetische Veränderungen sind am häufigsten im PTPN11-Gen, im KRAS-Gen, im SOS1-Gen und im RAF1-Gen lokalisiert. Die Erkrankung bietet ein variables Spektrum an Symptomen und umfasst Herzfehler, mentale Retardierung, Kryptorchismus, Pterygium colli, Kleinwuchs, faziale Dysmorphien sowie Fehlbildungen, die das lymphatische System betreffen. Die Therapie erfolgt immer nur symptomorientiert, eine ursächliche Therapie ist nicht möglich.

Falldarstellung: Fall 1: Vorstellung einer Patientin mit frühen sonographischen fetalen Auffälligkeiten in der 12+4 SSW im Sinne einer IUGR und eines Hygroma colli im Rahmen des ETS bei einer niedergelassenen Kollegin. Vorstellung im Perinatalzentrum in der 16. SSW und zusätzlich Diagnose eines fetalen Herzfehlers, eines erweiterten IV. Ventrikels sowie Äußerung des V.a. Fußfehlstellung im Sinne einer Klumpfußhaltung. Durchführung einer Chorionzottenbiopsie (CVS) mit Chromosomenanalyse bei V.a. fetale Systemerkrankung. Nach genetischer Beratung bei numerisch unauffälligem Karyotyp erfolgte zusätzlich die Noonan-Diagnostik, die die Befundbestätigung erbrachte. Abbruch der Schwangerschaft aus medizinischer Indikation in der 22. SSW extern.

Fall 2: Erstmalige Vorstellung einer Patientin in der 27. SSW mit fetalem Hydrothorax, beginnendem Aszites, generalisierten Ödemen an Hals und Kopf. Bis auf tiefsitzende Ohren und Kryptorchismus keine sonstigen sonoanatomischen Auffälligkeiten. Z.n. unauffälligem Organscreening im 2. Trimester. Fetale Anämie, sowie eine fetale CMV-Infektion (bei maternal grenzwertig erhöhtem IgM-Titer, bei ansonsten unauffälliger TORCH-Serologie) per Nabelschnurpunktion ausgeschlossen. Fetaler Karyotyp unauffällig. Bei zunehmendem Hydrothorax mit Mediastinalverschiebung im Verlauf Durchführung einer Thoraxentlastungspunktion mit Versuch einer Stenteinlage. Die weiterführende genetische Differenzierung ergab ein Noonan-Syndrom. Im weiteren Verlauf kam es zum IUFT des Feten in der 33. SSW mit konsekutiver Totgeburt.

Schlussfolgerung: Aufgrund der Vielfältigkeit und der unterschiedlichen Ausprägungsgrade der Symptome eines Noonans-Syndroms sollte dies differentialdiagnostisch auch bei Auftreten einer singulären fetalen Auffälligkeit nach Ausschluss anderer Diagnosen in Betracht gezogen werden.