Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P1_2
DOI: 10.1055/s-0033-1343509

Die neoadjuvante Chemotherapie – Baustein des multimodalen Therapiekonzeptes zur Behandlung des Mammakarzinoms

F Dunkel 1, C Meisel 1, A Petzold 1, P Wimberger 1
  • 1Universitätklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Fragestellung: Das Konzept der neoadjuvanten Chemotherpie wurde zum Erreichen der Operabilität von primär inoperablen oder inflammatorischen Mammakarzinomen entwickelt. Doch auch bei operablen Befunden stellt in Hinblick auf das Überleben die neoadjuvante ein zur adjuvanten Therapie gleichwertiges Therapiekonzept dar. Bei ungünstiger Tumor-Brust-Relation entsteht ein zusätzlicher Nutzen, da durch die neoadjuvante Chemotherapie die Vermeidung einer Mastektomie und Ermöglichung eines brusterhaltenden Vorgehens und Verringerung operativer Defekte geschaffen werden kann. Durch sonographische und klinische Kontrollen kann das Ansprechen des Tumors auf die ausgewählte Therapie direkt verfolgt werden, was individualisierte Therapieoptionen ermöglicht. Wir untersuchten das Ansprechen der Therapie und das Follow up an unserem Patientenkollektiv.

Methode: Ausgewertet wurden die Daten von 100 Frauen, welche zwischen 2004 und 2012 an der Universitätsfrauenklinik Carl-Gustav- Carus eine neoadjuvante Chemotherapie bei primärem Mammakarzinom erhielten.

Ergebnisse: In den ersten Jahren erhielten vornehmlich Frauen mit inoperablen oder inflammatorischen Mammakarzinomen eine neoadjuvante Chemotherapie. Das mittlere Alter aller Patientinnen betrug 51 Jahre. In der klinischen und sonographischen Verlaufskontrolle zeigte sich nach Abschluss der Sytemtherapie eine Reduktion des Tumorvolumens um durchschnittlich 68%. In sieben Fällen (7/100) wurde die Chemotherapie aufgrund eines schlechten Ansprechens vorzeitig beendet. 58% der Frauen erhielten im Anschluss die brusterhaltende Therapie. Ein ausreichender Sicherheitsabstand wurde eingehalten. Bei 10% der Patientinnen (10/100) konnte eine pathologische Komplettremission erreicht werden. Bei 3 Patientinnen (3/100) ließ sich pathologisch nur noch ein DCIS nachweisen. Im Anschluss erhielten die Patientinnen mit brusterhaltendem Therapiekonzept die notwendige Radiatio mit Boost des Tumorbettes. Bis 2012 trat bei 21 Patientinnen (21/100) ein Rezidiv auf. Davon in drei Fällen ein Lokalrezidiv ohne Fernmetastasierung. Im Mittel trat das Rezidiv 28,6 Monate nach Ersterkrankung auf. 10 Frauen (10/100) verstarben an den Folgen der metastasierten Erkrankung.

Fazit: Die neoadjuvante Chemotherapie ist auch bei Wunsch nach Brusterhaltung bei ungünstigem Brustgrößentumorverhältnis eine sichere Therapie. Sie kommt immer häufiger zur Verkleinerung des Operationsausmaßes zum Einsatz. Die Rezidivrate wird vor allem durch die hohe Anzahl an bereits primär fortgeschrittenen Erkrankungen in den ersten Jahren beeinflusst. Ein Rückschluss auf das Langzeitüberleben kann aufgrund der Aktualität der Daten noch nicht gezogen werden.