Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P271
DOI: 10.1055/s-0033-1341931

Diagnostische Wertigkeit einzelner Plasmaglukose-Analytikmethoden für den klinischen Alltag bei der Diagnostik des Gestationsdiabetes

F Klein 1, T Groten 1, E Schleußner 1, UA Müller 1, G Wolf 1, W Hunger-Battefeld 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany

Einleitung: Seit 2011 (GDM-Leitlinien) wird die Glukoseanalyse des oGTT ausschließlich im venösen Plasma gefordert. Die etablierten Testverfahren im kapillärem Vollblut mittels POCT und dem Super GL easy-Analyser werden für die GDM-Diagnostik abgelehnt.

Fragestellung: Für den klinischen Alltag ergeben sich neue offene Fragen und Probleme (Präanalytik, Zeitverzögerung ect.). Es stellt sich die Frage, ob diese Veränderung des diagnostischen Standards statistisch relevante Resultate erbringt.

Methodik: Es wurden 5 verschiedene Analysemethoden für den oGTT bei insgesamt 90 Schwangeren parallel angewendet. Glukoseanalyse erfolgte immer im Plasma. Folgende Glukoseanalytik wurde angewandt: venöses Plasma mittels NaF-Monovette(ivNaF), Hemocue der HemoCue®GmbH (ivH) und SuperGLeasy+ der Dr. Müller Gerätebau GmbH (ivD), kapilläres Plasma mittels Hemocue(kH) und SuperGL easy+(kS). Die Diagnose galt als gesichert, wenn venös mittels SuperGL easy+ (Referenzmethode) mindestens ein pathologischer Wert auftrat.

Ergebnisse: Bezüglich der Absolutwerte zeigen sich signifikante Differenzen zwischen allen Analytikmethoden, dabei war bei der Bewertung der Absolutwerte keine Methodik mit einer anderen vergleichbar. Die Prävalenz eines GDM zeigt bei Benutzung des Hemocue und SuperGL easy+ mit venösem oder kapillärem Blut keinen signifikanten Unterschied. Mittels der NaF-Monovette konnte die Diagnose jedoch signifikant seltener gesichert werden.

ivNaF: 4,7 ± 0,7/9,0 ± 2,0/6,7 ± 1,8; GDM 24%, (NAF vs. kH; ivH: p < 0,01, NAF vs. kS; vS: p < 0,05)

ivH: 5,0 ± 0,8/8,4 ± 2,1/7 ± 0,7; GDM 52%

kH: 5,2 ± 0,7/8,9 ± 2,0/7,4 ± 1,7; GDM 57%

kS: 4,9 ± 0,7/9,0 ± 2,0/7,1 ± 1,8; GDM 43%

ivS: 4,8 ± 0,6/ 8,7 ± 2,0/7 ± 1,8; GDM 45,7%

Retrospektiv zeigt sich bei 76% der Frauen, bei denen durch die NaF-Labor-Analytik kein GDM festgestellt wurde, die Notwendigkeit einer Insulintherapie aufgrund mütterlicher Hyperglykämie oder fetaler Wachstumsakzeleration.

Schlussfolgerung: Der bisher in Deutschland angewandte Probenversand, in für die Blutglukoseanalyse deklarierten NaF-Monovetten zeigt falsch niedrige Ergebnisse und kann so zu klinisch relevanten Fehldiagnosen führen. In Kenntnis der nur geringen Reproduzierbarkeit eines oGTT müssen insbesondere bei Grenzbefunden des oGTT klinische Marker (Fetalparameter, mütterliche Risikofaktoren und Begleiterkrankung ect.) für die Diagnosesicherung Berücksichtigung finden. Auch wenn es in der Fachgesellschaft seit 2011 konsequent abgelehnt wird, ist eine wenig invasive Bestimmung der Plasmaglukose im kapillären Vollblut bei korrekter Gewinnung der Blutprobe und Beachtung der Geräte- und Qualitätsstandards eine wenig fehlerbelastete Methodik und führt unter Beachtung klinischen Marker zu einer verlässlichen Diagnosesicherung. Die aktuell an der Universität Jena noch laufenden Vergleichsmessungen mit der neuen GlucoEXACT-Monovette der Firma Sarstedt konnten in diese Analyse noch nicht mit aufgenommen werden. Erste Ergebnisse können jedoch sicher im Mai präsentiert werden.