Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P263
DOI: 10.1055/s-0033-1341923

DPV-Analyse von 183.219 erwachsenen Typ 2 Diabetespatienten zeigt bei Patienten mit komorbider Parkinsonerkrankung eine bessere metabolische Kontrolle trotz erhöhten Raten für Hypertonie, Schlaganfall, Demenz und wiederholter stationärer Aufnahme

N Scheuing 1, F Best 2, A Dapp 3, I Dreyhaupt 4, HP Filz 5, D Krakow 6, W Lang 7, E Siegel 8, A Zeyfang 9 RW Holl 1, für das DPVRegister und das BMBF Kompetenznetz Diabetes mellitus
  • 1Universität Ulm, Ulm, Germany
  • 2Diabetes-Praxis Dr. Best, Essen, Germany
  • 3Klinikum Landkreis Tuttlingen, Medizinische Klinik Spaichingen, Spaichingen, Germany
  • 4Krankenhaus Trostberg, Trostberg, Germany
  • 5Luisenkrankenhaus Lindenfels, Lindenfels, Germany
  • 6Diabeteszentrum Forchheim, Forchheim, Germany
  • 7Krankenhaus Barmherzige Schwestern, Linz, Austria
  • 8St. Josefs Krankenhaus, Heidelberg, Germany
  • 9Agaplesion Bethesda Krankenhaus Stuttgart, Stuttgart, Germany

Fragestellung: Insbesondere bei älteren Menschen liegt zusätzlich zum Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) häufig ein Morbus Parkinson vor. Ziel dieser Auswertung war daher, Diabetesendpunkte sowie geriatrische Syndrome zwischen T2DM-Patienten mit und ohne Morbus Parkinson zu vergleichen.

Methodik: Datengrundlage war die multizentrische, prospektive, standardisierte DPV-Datenbank. Stand 09/2012 konnten anonymisierte Daten von 183.219 erwachsenen T2DM-Patienten (≥18 Jahre) aus 210 deutschen und 9 österreichischen Zentren analysiert werden. Bei 1.780 Patienten war zusätzlich zum T2DM die Diagnose bzw. Behandlung von Morbus Parkinson dokumentiert. Pro Patient wurde jeweils das aktuellste Behandlungsjahr berücksichtigt. Hierarchische, multivariable Regressionsmodelle, adjustiert für Alter, Geschlecht und Diabetesdauer, wurden zum Vergleich der Gruppen herangezogen. Als Statistikprogramm wurde SAS 9.3 verwendet.

Ergebnisse: T2DM-Patienten mit Morbus Parkinson waren signifikant älter (Median [Q1; Q3]: 77,2 [70,7; 82,6] vs. 69,6 [60,2; 77,1] Jahre; p < 0,0001) und hatten eine längere Diabetesdauer (10,2 [5,5; 16,5] vs. 8,2 [2,9; 14,8] Jahre; p < 0,0001). Insbesondere bei jungen Parkinsonpatienten (< 50 Jahre) war der Anteil betroffener Frauen signifikant höher als bei gleichaltrigen T2DM-Patienten ohne Morbus Parkinson (71,9 vs. 41,1%; p < 0,0001).

Nach der Adjustierung für demografische Unterschiede (Alter, Geschlecht, Diabetesdauer) zeigten T2DM-Patienten mit Morbus Parkinson einen signifikant niedrigeren HbA1c (57,4 ± 0,8 vs. 59,4 ± 0,7 mmol/mol; p < 0,0001). Sie wurden häufiger mit Insulin behandelt (58,2 vs. 54,4%; p < 0,01) und seltener mit oralen Antidiabetika (42,8 vs. 46,4%; p < 0,01). Des Weiteren hatten Patienten mit Morbus Parkinson signifikant häufiger eine Hypertonie (71,1 vs. 66,5%; p < 0,001), einen Schlaganfall (11,1 vs. 7,0%; p < 0,0001) und eine Demenz (8,3 vs. 2,4%; p < 0,0001); eine Dyslipidämie war dagegen signifikant seltener (60,1 vs. 62,5%; p < 0,05). Blutdrucksenkende Medikamente wurden bei T2DM mit komorbider Parkinsonerkrankung häufiger eingesetzt (57,9 vs. 53,0%; p < 0,0001). Im Vergleich zu T2DM-Patienten ohne Morbus Parkinson wurden Patienten mit Morbus Parkinson häufiger wiederholt stationär aufgenommen (16,2 vs. 11,6%; p < 0,0001). Die Dauer des Krankenhausaufenthalts war bei T2DM mit Morbus Parkinson ebenfalls signifikant länger (6,5 ± 0,1 vs. 4,7 ± 0,01 Tage pro Jahr; p < 0,0001).

Schlussfolgerungen: Zwischen T2DM-Patienten mit und ohne Morbus Parkinson zeigten sich klare demografische und klinische Unterschiede. Die metabolische Kontrolle ist bei T2DM mit Morbus Parkinson besser, vermutlich aufgrund einer intensiveren medizinischen Betreuung.