Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P234
DOI: 10.1055/s-0033-1341894

Einfluss von Folgeerkrankungen und Depressivität auf die qualitätsadjustierten Lebensjahre (QALY) von Menschen mit Typ-1-Diabetes

D Ehrmann 1, N Hermanns 1, B Kulzer 1, N Bergis-Jurgan 1, T Haak 1
  • 1Diabetes Zentrum Mergentheim, Bad Mergentheim, Germany

Fragestellung: Der Erhalt einer möglichst optimalen Lebensqualität ist ein wichtiges Therapieziel bei der Behandlung des Diabetes. Folgeerkrankungen und Depressionen stehen diesem Ziel im Wege und stellen für die Patienten eine große Belastung dar. Ziel dieser Studie war es herauszufinden, wie groß der Einfluss einer erhöhten Depressivität und bestehender Folgeerkrankungen auf die Lebensqualität von Patienten mit Typ-1-Diabetes ist.

Methodik: 148 Patienten (45,2 ± 13,3 Jahre; 45% weiblich; HbA1c 8,0 ± 1,1%; 26% CSII) bearbeiteten den EQ-5D. Dieser Fragebogen misst gesundheitsbezogene Lebensqualität und ermittelt einen sog. „Utility Score“. Mithilfe des Utility Scores lassen qualitätsadjustierten Lebensjahre (QALY) bestimmen. Ein Score von „1“ bedeutet ein Jahr bei perfekter Gesundheit. Des Weiteren bearbeiteten die Patienten den CES-D Bogen zur Messung der Depressivität, dabei wurde ein Cut-off Wert von 16 verwendet, um eine erhöhte Depressivität festzustellen. Zusätzlich wurden die Folgeerkrankungen der Patienten erfasst.

Ergebnisse: Patienten, die eine erhöhte Depressivität aufweisen, haben einen signifikant niedrigeren Utility Score als Patienten, die nicht depressiv sind (0,77 ± 0,25 vs. 0,93 ± 0,15; p < 0,001). Patienten mit Folgeerkrankungen haben einen signifikant niedrigeren Utility Score als Patienten ohne Folgeerkrankungen (0,83 ± 0,22 vs. 0,90 ± 0,18; p < 0,05). Da Depressionen und Folgeerkrankungen häufig gleichzeitig auftreten, wurde die Interaktion der beiden mittels ANOVA getestet. Bei gleichzeitiger Betrachtung bleibt der signifikant negative Effekt einer erhöhten Depressivität bestehen (F(1,142)= 11,2; p < 0,01), Folgeerkrankungen alleine haben aber keinen Einfluss mehr auf den Utility Score (F(2,142)= 1,4; p > 0,05). Jedoch wird die Interaktion zwischen Depressivität und Folgeerkrankungen signifikant (F(2,142)= 3,3; p < 0,05). Bestand keine oder nur eine Folgeerkrankung hängt der Utility Score nur von der Depressivität ab. Liegt keine erhöhte Depressivität vor, sind die Utility Scores unabhängig vom Bestehen einer Folgeerkrankung signifikant höher als bei einer gleichzeitig erhöhten Depressivität (keine Folgeerkrankung: 0,96 ± 0,1 vs. 0,75 ± 0,26; eine Folgeerkrankung: 0,95 ± 0,1 vs. 0,79 ± 0,25; beide p < 0,05). Bestehen zwei oder mehr Folgeerkrankungen, ist der Utility Score unabhängig der Depressivität gleich niedrig (depressiv: 0,79 ± 0,23; nicht depressiv: 0,79 ± 0,26; p > 0,05).

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl Folgeerkrankungen als auch Depressionen einen substantiellen Einfluss auf die Lebensqualität von Patienten mit Typ-1-Diabetes haben. Zudem konnte gezeigt werden, dass Depressionen die Auswirkungen von Folgeerkrankungen auf die Lebensqualität beeinflussen können. Die Wichtigkeit der Erfassung depressiver Störungen wird durch diese Ergebnisse untermauert.