Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P233
DOI: 10.1055/s-0033-1341893

Psychische Belastungen von Teilnehmern an der TEENDIAB-Studie und ihrer Eltern im Verlauf des ersten Studienjahres: Gesundheitsbezogene Lebensqualität, diabetesspezifische und allgemeine Ängste

J Böhling 1, K Dang 1, C Winkler 2, S Schneider 2, F Haupt 2, AG Ziegler 2, K Lange 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • 2Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München und Forschergruppe Diabetes, TU München, München, Germany

Fragestellung: Mit der TEENDIAB-Studie sollen prospektiv über 10 Jahre die Einflüsse genetischer und umweltbedingter Faktoren auf die Entwicklung eines Typ 1 Diabetes bei 8 – 13-jährigen erstgradigen Angehörigen von Patienten mit Diabetes untersucht werden. Die mit den Screenings verbundenen psychischen Belastungen werden kritisch diskutiert. Sie werden hier im Verlauf der ersten drei Untersuchungszeitpunkte dargestellt.

Methodik: 184 Eltern und deren 213 teilnehmende Kinder (TEENS) der ersten Kohorte beantworteten bei Studienbeginn (t0) sowie nach 6 (t6) und 12 Monaten (t12) u.a. einen Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HrQoL) der TEENS (Kidscreen 27, proxy Version oder Self-report) und Items zu Ängsten

1) vor dem Ergebnis des Screening,

2) vor einer Diabeteserkrankung des TEENS. Die Eltern bearbeiteten zusätzlich den PHQ-D (Screening: Depression, Angst).

Ergebnisse: Initial beteiligten sich 213 TEENS (48% Mädchen, mittl. Alter 10,03 ± 1,2J.) und 184 Eltern. Zu (t6) lagen Daten von 194 TEENS und deren Eltern vor, zu (t12) von 164 TEENS (Rücklauf 92% bzw. 80%). Die mittlere Angst vor dem Ergebnis des Screenings (VAS 0 – 10, keine – max) betrug bei allen antwortenden Müttern (t0)1,6 ± 1,9; (t6) 2,1 ± 1,9; (t12) 2,1 ± 1,9; bei den Vätern (t0) 1,4 ± 1,5; (t6) 2,0 ± 2,0; (t12) 2,0 ± 1,9; bei den TEENS (t0) 2,2 ± 2,0; (t6) 1,8 ± 1,9; (t12) 1,8 ± 1,7. Die Angst vor einer Diabetesdiagnose betrug bei den Müttern (t0) 3,1 ± 2,3; (t6) 2,9 ± 2,2; (t12) 2,9 ± 2,2; bei den Vätern (t0) 3,1 ± 2,0; (t6) 3,4 ± 2,4; (t12) 3,0 ± 2,2; bei den TEENS (t0) 3,1 ± 2,6; (t6) 2,9 ± 2,4; (t12) 2,5 ± 2,2. Das Angstniveau ist insgesamt niedrig geblieben, auch wenn intraindividuell signifikante Veränderungen über die Zeit nachweisbar sind (Kinder weniger, Eltern mehr Sorge). Auf den 5 Subskalen des KIDSCREEN ergaben sich im Self-report nur ein signifikanter Unterschied zwischen (t0) und (t12) auf der Subskala „Eltern“ (51,6 ± 10,1 vs. 54,1 ± 8,9; p = 0,002). In der Einschätzung der HrQoL durch die Eltern ergab sich eine Verbesserung in der Subskala „Eltern“ (51,7 ± 6,2 vs. 52,8 ± 5,9; p = 0,03). Verglichen mit den deutschen Normen des KIDSCREEN ergaben sich aus Sicht der Eltern bessere Werte auf den Skalen „Peers“ und „Schule“, aus Sicht der TEENS auf den Subskalen "Psychisches Wohlbefinden" und "Schule" (je p < 0,01). Im PHQ-D wurde initial bei 5,4% der Mütter ein Summenwert > 9 (Hinweis auf Depression) festgestellt, zu (t12) bei 4,3%. Dies traf zu (t0) auf 1% der Väter, zu (t12) auf 3,7% zu. Hinweise auf klinische relevante Angststörungen ergaben sich initial bei 4,7% der Mütter und 5,4% der Väter, (t12) 5,8% der Mütter und 1,4% der Väter.

Schlussfolgerungen: Die Teilnahme an der TEENDIAB-Studie führte im ersten Jahr der Langzeitstudie zu keiner bedeutsamen Beeinträchtigung der Lebensqualität und des psychischen Wohlbefindens von TEENS und Eltern. Diabetesassoziierte Ängste, ebenso wie psychische Belastungen blieben in dieser Sichprobe konstant auf niedrigem Niveau.

Förderung: BMBF Kompetenznetz Diabetes.