Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P225
DOI: 10.1055/s-0033-1341885

Gute Versorgungsqualität bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 in Thüringen vergleichbar zu anderen Ländern in Europa – die GUIDANCE Studie

C Kellner 1, N Müller 1, M Freitag 2, C Fleischhauer 2, MA Stone 3, C Kloos 1, J Gensichen 2, G Wolf 1, UA Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Germany
  • 3University of Leicester, Department of Health Sciences, Leicester, United Kingdom

Fragestellung: Die Anzahl von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 steigt. Umso wichtiger ist eine gute Sekundärprävention um Folgeerkrankungen und kardiovaskuläre Komplikationen zu senken. Gute Versorgungsqualität kann anhand der Häufigkeiten der Qualitätsmessungen und deren Ergebnis beurteilt werden. Die Mehrheit der Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 wird durch Hausärzte behandelt. In einer Studie zur Umsetzung von Leitlinien in acht Europäischen Ländern, der GUIDANCE Study (Stone MA Diabetes Res Clin Pract. 2010) wurde die Behandlungsqualität auf Primärversorgungsebene untersucht.

Methodik: Die Versorgungsqualität wurde am Beispiel des Bundeslandes Thüringen untersucht. 38 Hausärzte (je zwei aus jedem Planungsbereich der Kassenärztlichen Vereinigung) schlossen 959 Patienten (67,7J, BMI 31 kg/m2; 51% Frauen, Zeit seit Diabetesdiagnose 9,7J) ein. Diese wurden mit 6638 Patienten aus den Niederlanden, Frankreich, UK, Irland, Italien, Belgien, Schweden verglichen (66,3J, BMI 30,5 kg/m2; 42% Frauen; Zeit seit Diabetesdiagnose 8,7J). Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen der GUIDANCE-Studie im Zeitraum von März 2009 bis Dezember 2010.

Ergebnisse: Eine Insulintherapie hatten 38% Deutschland/24% übrige sieben Länder (Kombinationsinsulin 9,3/6,1%; humanes Normalinsulin 15/1,8%, kurzwirksame Analoginsuline 9/8,8%, NPH 7,7/2%, langwirksame Analoginsuline 16,6/15,1%), Sulfonylharnstoffe 20,4/35,3%, Biguanide 53,4/68,7%, Glinide 6,8/5,6%, Glitazone 1,6/6,3%. alpha-Glucosidasehemmer 2,1/1%, DPP-4-Hemmer 8,3/3,7%, GLP1-Analoga 2/2,4%. Antihypertensiva nahmen 89,2/79,1% der Patienten ein. Eine Statintherapie hatten 42,1/65,5%.

Der HbA1c-Wert wurde in 96/98% (Deutschland/Vergleichsländer) bestimmt und lag bei 7,2 (1,1)/7,1% (1,2). Einen HbA1c <= 7,5% hatten 70,2/73,6% der Patienten. Von den Patienten mit Lebenalter >= 70J hatten 84,2/86,2% einen HbA1c <= 8%. Der Blutdruck wurde bei 99/98% bestimmt und lag systolisch im Mittel bei 140/136 mmHg bzw. diastolisch bei 82/77 mmHg. 67/72% hatten einen systolischen Blutdruck <= 140 mmHg und 72/80% der Patienten hatten dokumentierte Größe und Gewicht. Der mittlere BMI war 31/30,5 kg/m2; einen BMI <= 30 kg/m2 hatten 48/57%. Einen aktuellen Augenarztbefund hatten 78/74%, eine diabetische Retinopathie war bei 9,6/14,4% angegeben. Eine Fußuntersuchung auf Neuropathie erfolgt in 75/66%. Eine Neuropathie wird bei 19/10% angegeben.

Schlussfolgerungen: Es wird eine gute Versorgungsqualität der Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 in Thüringen gezeigt, die sich nicht von anderen europäischen Ländern unterscheidet. In Thüringen werden weniger Statine, weniger Sulfonylharnstoffe, weniger Metformin und mehr DPP4-Hemmer verwendet, aber häufiger Insulin eingesetzt als in anderen Ländern Europas. Eine Retinopathie wird seltener angegeben, die Fußuntersuchung durch den Hausarzt wird in Thüringen häufiger dokumentiert.